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Melitta kommt stark auf Touren

Umsatzstärkstes Geschäftsjahr seit zehn Jahren - Mindener Konzern wird 100 Jahre alt

Von Bernhard Hertlein
Minden (WB). Trotz Kaffeevollautomaten und Pads: Fast 90 Prozent des in deutschen Haushalten ausgeschenkten Kaffees wird noch immer traditionell gefiltert. Den Grundstein dafür legte Melitta Bentz vor 99 Jahren. 2008 feiert das von ihr gegründete Unternehmen in Minden 100. Geburtstag.
Stephan Bentz ist Gesellschafter der Unternehmensgruppe Melitta.

Noch steckt vor allem der Kernbereich Melitta Haushaltsprodukte in einer schwierigen Restrukturierungsphase. Im vergangenen Jahr sind in der Gruppe 146 von vorher 3429 Arbeitsplätzen abgebaut worden. Fast die Hälfte der Unternehmensbereiche erhielt einen neuen Geschäftsführer. Ebenso wurden zwei der drei leitenden Manager in der Zentralverwaltung ausgetauscht.
Trotzdem gelang es, den Umsatz um 8,6 Prozent von 1,113 auf 1,209 Milliarden Euro zu steigern. Das war nicht nur der höchste Zuwachs seit zehn Jahren, sondern lag auch zweieinhalb Prozentpunkte über Plan.
Auch das Ergebnis hat sich positiv und »durchaus zu unserer Zufriedenheit« entwickelt, sagte Stephan Bentz, neben Bruder Thomas einer von zwei geschäftsführenden Gesellschaftern. Da zudem der Verkauf der 26-prozentigen Beteiligung an dem Getränkekonzern Eckes-Granini eine größere Summe - die genaue Höhe nannte Bentz auch diesmal nicht - in den Melitta-Konzern gespült hat, sind die Mindener nach einer kleinen Pause nun wieder offen für Akquisitionen. »Willkommen sind uns vor allem Hersteller von Haushaltsgeräten und Firmen in den USA«, sagte Bentz gestern.
Mit 61 (Vorjahr: 62) Prozent ist Kaffeegenuss nach wie vor der größte Geschäftsbereich von Melitta. Bei den Haushalts-Kaffeemaschinen legten die Mindener um elf Prozent zu und haben nun erstmals einen zweistelligen Marktanteil. Der Kaffeeverkauf entwickelte sich mit plus 13 Prozent deutlich besser als der Gesamtmarkt (plus 3,5 Prozent). Allerdings sind die Preise für die Röster aus Sicht der Nummer 2 am deutschen Markt nicht mehr bekömmlich: Aktionspreise von weniger als drei Euro je Pfund sind Bentz zufolge auch nicht mehr auskömmlich.
Der Geschäftsbereich MSS steigerte seinen Umsatz mit Kaffeemaschinen für die Gastronomie um acht Prozent. Dabei gewinnt der Fast-Food-Konzern McDonald's als Kunde zunehmend an Bedeutung. Melitta hofft, in den nächsten Jahren die Hälfte der neu benötigten 15000 Kaffeemaschinen in die USA liefern zu können. Auch in Australien sind die Mindener im Geschäft und in Frankreich stehen sie kurz davor.
Probleme hat Melitta weiter mit ihrer Marke Swirl. Dabei ist der Anteil der beutellosen Staubsauger erstmals seit Jahren bei den Neuverkäufen nicht mehr gestiegen. »Swirl braucht dringend neue Impulse«, sagte Bentz.
Insgesamt erwartet er nach drei Prozent plus im ersten Quartal für das Gesamtjahr einen Umsatzzuwachs von drei bis fünf Prozent. Die Restrukturierung wird mit dem Ziel einer Senkung der Fixkosten um neun Prozent weitergeführt. Dazu gehört auch die Zusammenführung der Firmen Wolf (Exter) und PVG (Spenge). Für Spenge ist eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl von 180 auf 130 bereits vereinbart und teilweise umgesetzt. In Exter zählt Melitta 120 Beschäftigte. Bentz: »Spenge bleibt aber ein eigenständiger Produktionsstandort.«
Was die Bilanzzahlen betrifft, so reduzierte sich das Anlagevermögen von Melitta nach Aussage von Finanzchef Kurt Groh 2006 insbesondere durch den Verkauf von Eckes-Granini-Anteilen um 77 Millionen Euro. Die liquiden Mittel stiegen zum Jahresende auf 40 Millionen Euro. Gleichzeitig haben die Mindener die Netto-Bankverschuldung von 43 auf 14 Millionen Euro zurückgeführt. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich von 31 auf 32 Prozent.

Artikel vom 09.05.2007