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Aktionäre fordern saubere Flüsse

Antrag auf Verzicht der geplanten Salzeinleitung wird heute beraten


Von Ernst-Wilhelm Pape
Minden/Kassel (WB). Gegen die geplante zusätzliche Einleitung von Salzlauge in Werra und Weser haben sich auch Aktionäre der Kali und Salz AG ausgesprochen. In einem offenen Brief an den Vorstand und den Aufsichtsrat des Unternehmens aus Kassel wird gefordert, auf eine Dividendenausschüttung zu verzichten und den geplanten Ausschüttungsbetrag als Rückstellung zu verwenden. Der Rückstellungsbetrag soll zur Erforschung und Realisierung alternativer Entsorgungsstrategien bei Verzicht auf das geplante Pipelineprojekt zur Einleitung von mindestes 400 000 Kubikmeter Salzlauge in die Flüsse Werra, Fulda und Weser Verwendung finden.
Über den Antrag soll heute während der Hauptversammlung der AG in Kassel abgestimmt werden. Vertreten werden die Aktionäre von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
»Kali und Salz steuern sehenden Auges in eine schwere kaum reparable Umwelt und Imagekrise. Sie schädigen damit das Ansehen der Firma in nicht zu verantwortender Weise in der Öffentlichkeit sowie in der Politik, sagte Aktionär Joachim A. F. Schmidt aus Minden dieser Zeitung.
Der 67-jährige Kaufmann a.D. und seine Mitstreiter wollen daher Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung versagen. Wenn an dem Einleitungsprojekt festgehalten werde, bestehe die Gefahr, dass das Unternehmen Kali und Salz als größter deutscher Umweltsünder bezeichnet werde, sagte Schmidt.
Die AG berufe sich zur Rechtfertigung ihrer Pläne auf eine in den Kriegsjahren erlangte Genehmigung, wohl wissend, dass eine solche unter den heutigen wasserwirtschaftlichen Gesichtspunkten und Gesetzen nicht mehr erteilt würden. Hier zeige sich das wohl doch noch vorhandene »schlechte Gewissen«. Zudem stehe die Salzeinleitung im krassen Gegensatz zu der für Europa gültigen Wasserrahmenrichtlinie. Ziel der Richtlinie sei es, die europäischen Fließgewässersysteme wieder in einen ökologisch gesunden Zustand zu versetzen. Verlorengegangene Fischarten, wie Lachs, Meerforelle, Aal und Meerneunauge sollen in die Flüsse zurückkehren. Schmidt: »Wer das durch Tun und Handeln verhindert, der versündigt sich auch an zukünftigen Generationen.«

Artikel vom 09.05.2007