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Lack macht Felgen wie neu

Paderborner Chemiestudent fand Lösung gegen den Schmutzfilm

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WB). Kaum ein Autofahrer, der sich nicht über den hartnäckigen Schmierfilm an Felgen und Radzierblenden schwarz ärgert. Ein Paderborner Chemiestudent hat jetzt einen Lack entwickelt, der deutlich weniger Schmutz ansetzt.

Wenn Björn Weber sein Auto frisch poliert aus der Waschanlage fährt, dann weiß er, dass nicht alles glänzen kann. Die Radfelgen sind einfach nicht sauber zu kriegen - eine Erfahrung, die mit ihm Millionen von Kraftfahrzeugbesitzern rund um den Globus machen. Doch die chemische Industrie hat längst die Chancen für Hersteller erkannt, die möglichst schmutzabweisende Lacke anbieten können.
Vor eineinhalb Jahren wandte sich auch eine Firma aus Herford mit der Frage an die Fachgruppe für »Chemie und Technologie der Beschichtungsstoffe« an der Universität Paderborn, ob man ihr nicht bei der Entwicklung derartiger Beschichtungen helfen könne. Für Weber kam der Forschungsauftrag wie gerufen. Der 29-jährige Chemiestudent entschloss sich, seine Abschlussarbeit über das Problem zu schreiben - ein Projekt, das ihn sieben Monate lang intensiv beschäftigen sollte.
»Ich habe zunächst einmal untersucht, was überhaupt für die starke Verschmutzung der Felgen verantwortlich ist«, stieß Weber auf ein ziemlich unbestelltes Forschungsfeld vor. Zur Überraschung auch der Fachleute stellte sich bei den Messungen heraus, dass nicht - wie allgemein vermutet - die Bremsbeläge für den Schmierfilm auf den glatten Metall- und Kunststoffoberflächen sorgen, sondern die Bremsscheiben selbst. Zum überwiegenden Teil nämlich besteht der hässliche Felgen-Belag aus Eisenstaub - und der stammt eindeutig von den Metallscheiben und nicht von den Bremsklötzen.
Im Labor der Uni Paderborn mixte Weber dann acht verschiedene Lacke zusammen, die den Eisenabrieb abweisen sollen. Von Hand brachte er diese auf die Testfelgen auf, die anschließend nicht nur von dem Wolfsburger Autokonzern Volkswagen auf eine 20 000 Kilometer lange Versuchsfahrt geschickt, sondern auch von einem Leverkusener Bremsbeläge-Hersteller bei einem Langzeittest auf die Probe gestellt wurden.
Das Ergebnis macht den Paderborner Chemiker zu Recht stolz: »Die handelsüblichen Beschichtungen haben nicht so gut abgeschnitten wie zwei der von mir zusammengemischten Lacke«, weiß er heute, wie man dem Felgenschleier zu Leibe rücken kann. Dass sein Forschungsfleiß sich demnächst in irgendeiner Form auf den Zierblenden der Neukarossen niederschlägt, steht für ihn außer Frage, auch wenn die Anti-Schmutz-Beschichtung »ein paar Cent« teurer sei. Die Vermarktung seiner Idee muss Weber allerdings dem Herforder Auftraggeber überlassen.
Trotzdem hat sich das Projekt auch für ihn ausgezahlt. Mit der Arbeit über die leicht zu reinigenden Räder hat er - übrigens als erster Paderborner Student - den neuen »Bachelor of Science«-Abschluss erworben und arbeitet nun als Doktorand am Lehrstuhl von Prof. Dr. Wolfgang Bremser. Weber: »Es ist toll, dass man hier am Institut die erworbenen theoretischen Kenntnisse auch praktisch umsetzen kann.«

Artikel vom 09.05.2007