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Wechsel »nicht aus politischen Gründen«

Göhner zu Cent-Consult - Caesars Warten hat ein Ende

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Den Absprung hatte Reinhard Göhner (54) lange geplant, aber immer neue Rücksichtnahmen und Pflichtgefühl vereitelten den Wechsel mehrfach.
Cajus Caesar: CDU-Abgeordneter im Wartestand.

Fast 25 Jahre hat sich der CDU-Bundestagsabgeordnete den Weg zurück in die Wirtschaft stets offengehalten. Er war Anwalt und Geschäftsführer mehrerer Verbände, seit 1996 an der Spitze der Arbeitgeber, acht Jahre Staatssekretär und in den 90-er Jahren Vorsitzender der damaligen Programm-Kommission.
Schon die letzte Legislaturperiode - regulär bis 2006 - sollte die allerletzte sein. Durch vorgezogenen Neuwahlen 2005 und zwei neue Mandate für den Kreis Herford im NRW-Landtag geriet er unter Zugzwang. Von vielen Seite, nur nicht von der Familie, wurde Göhner gedrängt weiterzumachen.
»Mein Schritt hat keinerlei politische Gründe«, betonte Göhner gestern, »und steht in keinerlei Zusammenhang mit meiner verbandlichen Tätigkeit.« Ausschlaggebend sei allein die Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes der nichtbörsennotierten Cent-Consult AG. »Diese zusätzliche Funktion und damit im Zusammenhang stehende Aufgaben sind mit meinem Bundestagsmandat unvereinbar.«
Göhners Rückzug bedeutet ein weitere Schwächung des wirtschaftspolitischen Flügels der Union. Mit dem Wechsel von Matthias Wissman am 1. Juni an die Spitze des Verbands der Automobilindustrie und dem im Frühjahr angekündigten Rückzug von Friedrich Merz fallen bereits profilierte Köpfe der Unions-Fraktion aus.
Der am 16. Januar 1953 in Bünde geborene Sohn eines Landwirts legte das Abitur an der Höheren Handelsschule in Herford ab, studierte Jura in Bielefeld und Münster. Als er 1979 promovierte, war der homo politicus bereits Landesvorsitzender der Jungen Union und Kreistagsabgeordneter. Im Bundestag über-nahm er 1983 sofort Führungsaufgaben, war mehrfach als Minister im Gespräch, was ihm aber wegen des Zugriffs der FDP auf das Wirtschaftsressort verwehrt blieb. 1986 wurde er Vorsitzender des Umweltausschusses, von 1990 Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz, 1994 im Wirtschaftsministerium. Göhner gehörte vier Jahre dem Präsidium des Evangelischen Kirchentages an und war zwölf Jahre Mitglied der Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD.
Am 7. Juli wird der lippische CDU-Politiker Cajus Caesar wieder in den Bundestag einziehen, dem er bereits von 1998 bis 2005 angehörte. Kurios war seinerzeit, dass Caesar im September 2005 zunächst als gewählt galt, aber durch Ausgleichs- und Überhangmandate bei der Nachwahl in Dresden 14 Tage später durch Feinheiten des Wahlrechts wieder ausschied. Caesar, der zwischenzeitig als Förster zum Landesverband Lippe zurückkehrte, stand seither auf Nachrückerplatz eins.
»Jetzt ist der Wahlkreis Lippe I auch unionsseitig wieder im Bundestag vertreten«, sagte Caesar, der künftig den Wahlkreis Herford mitbetreuen soll.

Artikel vom 09.05.2007