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Ja, will denn gar
keiner aufsteigen?

2. Liga: Die Kandidaten patzen reihenweise

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Wenn das so weiter geht, wird die Fußball-Bundesliga in der kommenden Saison nur mit 16 Mannschaften spielen. Denn offenbar gibt es in der zweiten Liga kein ausreichend großes Interesse, dem Karlsruher SC beim Aufsteigen zu folgen.

Eine Verkleinerung des Oberhauses könnte in diesem Ausnahmefall eine Lösung sein, oder aber - falls der DFB lieber bei 18 Teams bleiben will - eine Verlosung. Vielleicht wird es auch noch einen Sonderantrag des 1. FC Köln geben, der sportlich zwar keine Chance hat, allerdings sowieso der festen Überzeugung ist, dass seine Erstklassigkeit im Grundgesetz verankert sein müsste.
Bevor es dazu kommen wird, trösteten sich die Geißböcke damit, besser Fußball spielen zu können als die Zebras. Der 3:1-Sieg beim MSV Duisburg beschloss dabei nur einen lustigen Spieltag, an dem die Aufstiegsanwärter die Eignungstests im eigenen Stadion gleich reihenweise versemmelten. So viele Pleiten der Spitzenteams gab es nie. Vor dem Tabellen-Dritten Duisburg hatten sich schon der Zweite Hansa Rostock (0:3 gegen Koblenz), der Vierte SpVgg Greuther Fürth (0:2 gegen Essen), der Fünfte SC Freiburg (0:1 gegen Paderborn) und der Sechste Kaiserslautern (1:1 gegen Braunschweig) zum Bund der Versager zusammengeschlossen, der die jeweiligen Fans an den Standorten ratlos und resigniert zurückließ: Ja, wollen die denn gar nicht?
Duisburg liefert noch die beste Erklärung dafür. Von oben kommt Gladbach herunter, wahrscheinlich auch noch Aachen, und die Kölner dürfen als Neunte nicht rauf: da ist die zweite Liga mit ihrer »Untergruppe Rheinland« höchst attraktiv.
Doch vermutlich liegt der Meidericher Außenverteidiger Tobias Willi mit seiner nachvollziehbaren Analyse viel näher an der Wahrheit: »Wir sind selten dämlich und haben es verbockt.« Der Begriff »Duisburg-Deppen« machte schon die Runde.
Dabei hätte sich der MSV im Erfolgsfall sogar um einen Punkt an Rostock vorbei auf Platz zwei schieben können und hätte die Konkurrenten aus Freiburg und Fürth zwei Runden vor Schluss um drei Zähler distanziert. Das wäre beim auch noch besseren Torverhältnis die halbe Miete gewesen. »Wir haben Nerven gezeigt«, bekannte Trainer Rudi Bommer, dessen Mannschaft nun am Sonntag zum SC Paderborn muss. Die Ostwestfalen schockten schon die Freiburger und haben sich ähnliches für Duisburg ausgedacht.
Mittendrin im Bunde des 54-Punkte-Trios auf den Positionen drei bis fünf ist die SpVgg Greuther Fürth. Das 0:2 gegen den Tabellen-13. Rot-Weiß Essen erinnerte die Franken schmerzlich daran, dass sie Deutschlands ungefährdeter Rekord-Nicht-Aufsteiger sind. Sechs Mal bestand schon die Chance dazu, nun wankt die Mannschaft auch bei Anlauf Nummer sieben. Trainer Benno Möhlmann sah ein, warum: »Wir waren nach dem ersten Gegentor deutlich schlechter als Essen.« Möhlmann selbst hatte schon vor Wochen erklärt, dass er nach dieser Saison aufhört. Der ehemalige Bielefelder Fußball-Lehrer würde zum Abschied nichts lieber als den Fluch der Unaufsteigbaren brechen, um danach freiwillig abzusteigen. Er heuert in Braunschweig an, die Eintracht spielt in der neuen Saison nur noch drittklassig.

Artikel vom 09.05.2007