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Rad-Star Ivan Basso ist
zum Auspacken bereit

Italiener gesteht Verwicklung in Dopingskandal

Rom (dpa). Dopingsünder Ivan Basso durchbricht die Mauer des Schweigens und packt aus. Der Giro d'Italia-Sieger von 2006 hat gestern seine Verwicklung in den spanischen Dopingskandal um den Arzt Eufemiano Fuentes gestanden.
Anders als Jan Ullrich hat sich der italienische Radstar den Justizbehörden offenbar als Kronzeuge angeboten, um Strafmilderung zu erhalten. »Ivan Basso hat seine Verantwortung in der Operation Puerto in vollem Umfang zugegeben und uns seine volle Kooperationsbereitschaft zugesichert«, teilte das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) mit. Bassos Haltung könnte zum historischen Moment im Kampf gegen Doping werden, da erstmals ein großer Star über die Dopingpraktiken im Spitzenradsport aussagen will.
Für T-Mobile-Teamchef Rolf Aldag sollte das Basso-Geständnis »Schule machen«. Vielleicht kann er »Vorbild für andere Verdächtige sein«, sagte der Ex-Profi mit einem Seitenblick auf seinen ehemaligen Mannschafts-Kapitän Ullrich. Der inzwischen zurückgetretene Tour-Sieger von 1997 leugnet weiter Doping und eine illegale Zusammenarbeit mit Fuentes, obwohl die bei dem Madrider Mediziner gelagerten Blutbeutel mit Ullrichs Blut übereinstimmen. »Der öffentliche Druck hat sicher auch dazu beigetragen, dass Basso kooperiert«, meinte Aldag weiter.
»Ivan hat getan, was alle von Marco Pantani erwartet haben«, begrüßte der Präsident des italienischen Radsportverbandes, Renato Di Rocco, Bassos Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Der 29-jährige Radprofi hatte den Chef der CONI-Antidoping-Kommission, Ettore Torri, gestern von sich aus um ein zweites Treffen gebeten. Mittags hatte sein Anwalt Massimo Martelli mit der Anti-Doping-Kommission in Rom die Bedingungen für ein weit reichendes Geständnis ausgehandelt, am Nachmittag fand dann das Gespräch in einer Anwaltskanzlei im römischen Nobelviertel Parioli statt.
Am Mittwoch hatte Basso in Rom aussagen müssen. Dort war er mit erdrückender Beweislage konfrontiert worden. Blutproben aus sieben bei Fuentes gefundenen Blutbeuteln ordnet die Guardia Civil ihm zu. Kalender-Einträge und SMS-Nachrichten überführten Basso als Dopingkunde.
Am Wochenende hatte die Staatsanwältin Maria Cristina Rota Basso Strafmilderung in Aussicht gestellt, wenn er mit den Behörden kollaborieren würde. Von der Sportjustiz droht Basso eine Doping-Sperre von zwei Jahren, in einem anstehenden Zivilrechtsverfahren eine mehrjährige Haftstrafe. Bei einem Geständnis kann er darauf hoffen, nur ein Jahr vom Radsport ausgeschlossen zu werden, auch wenn der Weltverband dies noch ausschloss.

Artikel vom 08.05.2007