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Monsieur Le President
ruht sich erstmal aus

Amtsübernahme am 16. Mai - Kabinett mit 15 Ministern

Paris (dpa). Nach seinem triumphalen Wahlsieg will sich der künftige französische Präsident Nicolas Sarkozy an einem geheim gehaltenen Ort auf sein Amt vorbereiten und seine Regierungsmannschaft zusammenstellen. Die Amtsübernahme ist für den 16. Mai geplant.

Der 52-Jährige wolle sich »einige Tage ausruhen« und sich innerlich auf sein neues Amt einstellen, erklärte Sarkozys Wahlkampfmanager Claude Guéant. Der neue Präsident will ein auf 15 Minister begrenztes Kabinett, das drei bis vier Tage nach der Amtsübernahme zusammengestellt sein solle, erläuterte Guéant. Die Staatssekretäre würden erst nach den Parlamentswahlen vom 10. und 17. Juni ernannt. Als Premierminister ist allen voran Sarkozys Berater François Fillon im Gespräch, aber auch der Sozialminister Jean-Louis Borloo sowie Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie.
Der frühere Innenminister hatte am Sonntag in der Stichwahl die Sozialistin Ségolène Royal mit 53,06 Prozent klar geschlagen. Royal kam auf 46,94 Prozent der Stimmen, bei einer Wahlbeteiligung von 83,97 Prozent. Trotz seines großen Erfolges blieb Sarkozy kämpferisch. So versprach er noch in einer ersten Reaktion die Wende, aber »im Geiste der Brüderlichkeit« und »gemeinsam mit allen Franzosen«. Und er beackerte alle Felder der Linken und des Zentrums von der europäischen Einigung über den Umweltschutz bis zum Kampf gegen Intoleranz. Frankreich rückt mit Sarkozy nach rechts. Doch wenn er die Werte Arbeit, Autorität, Moral und Ehre der Nation hochleben lässt, klingt das wie die Erfüllung eines linken Versprechens.
»Speedy Sarko« plant einen Blitzstart als Präsident und will noch vor der Sommerpause viele politische Pflöcke einschlagen. Von Washington über Berlin bis Tel Aviv werden ihm die Türen schon erwartungsvoll geöffnet. Jetzt muss er dafür sorgen, dass die wankelmütigen Franzosen kein ihm feindliches Parlament wählen.
Noch im Mai soll ein Gipfel mit den Sozialparteien Sarkozys große Sozialreformen einleiten. Am 6. bis 8. Juni folgt beim G-8-Gipfel in Heiligendamm sein erstes Treffen mit den mächtigsten Regierungschefs der Welt. Zwei Tage darauf beginnt die Parlamentswahl. Und sobald die neuen Abgeordneten gewählt sind, will Sarkozy sie noch in der Sommerpause zu einer Sondersitzung zusammenrufen, um Einwanderungs-, Straf- und Erbrecht zu reformieren und einen Marshallplan für die Vorstädte aufzulegen.
In der Nacht nach der Wahl hatten seine Gegner insgesamt 730 Autos in Brand gesteckt und sich Scharmützel mit der Ordnungsmacht geliefert. 592 Krawallmacher und Brandstifter seien festgenommen worden, teilte die Polizei gestern mit. 78 Polizisten wurdenlandesweit verletzt. Mehrere Schulen wurden verwüstet. Die Ausschreitungen erinnerten an die Jugendkrawalle in sozialen Brennpunkten im Herbst 2005.


Artikel vom 08.05.2007