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Zwei Mordprozesse um
den Fall Piepenbrock

Schwurgericht trennt Verfahren gegen Peter J. ab

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Aus dem Verfahren um den Piepenbrock-Mord sind zwei Prozesse geworden. Das Schwurgericht trennte Montagnachmittag die Verhandlung gegen den geständigen Deutschrussen Peter J. (30) ab. Schon am 23. Mai soll gegen ihn ein Urteil gesprochen werden.

Peter J. hatte am 7. September 2006 seinen russischen Komplizen Dimitry C. (40) nach Bielefeld gefahren. Der habe dann den Leiter der Bielefelder Niederlassung der Reinigungsfirma Piepenbrock, Frank W. (42), erschossen. Den Mordauftrag dazu habe die Ex-Geliebte des Opfers, die Piepenbrock-Angestellte Axana P. (35), gegeben. Als Vermittler sitzen zudem noch die Frankfurter Viktor M. (29) und Nikolai W. (38) auf der Anklagebank des Schwurgerichts.
Nach Ansicht der Richter der 10. Strafkammer sowie der Staatsanwälte Christoph Mackel und Stefanie Dakers sind die Beweise gegen Peter J. komplett erhoben worden. Maßgeblich dafür sei die Ermittlungsarbeit der Polizei und das Geständnis des Angeklagten am vergangenen Donnerstag gewesen. Als erster der mutmaßlichen Mörder hatte J. die Initiative ergriffen, über seine Verteidiger Holger Rostek und Thorsten Giesecke eine Erklärung abgegeben und damit die Mauertaktik der Verteidigerriege durchbrochen.
Dass dem Angeklagten Peter J. im Gegenzug eine Verurteilung nur wegen der Beihilfe zum Mord versprochen worden sein soll, stritt Kammervorsitzende Jutta Albert gestern ab. Tatsächlich bestätigte sie ein Gespräch mit Thorsten Giesecke, doch trotz eines Antrages verlautete nichts über den Inhalt des Telefonats. Indes versprechen sich die Verteidigter des Deutschrussen eine milde Bestrafung ihres Mandanten »im einstelligen Bereich«.
Holger Rostek las gestern noch während der gemeinsamen Hauptverhandlung seinen Kollegen die Leviten. »Wir haben die Chance wahrgenommen, zu retten was zu retten ist«, sagte der Rechtsanwalt. Seine Kollegen müssten schon »wehmütig sein, den richtigen Zeitpunkt verpasst zu haben«.
Zumindest mit der Einlassung von Vermittler Nikolai W. hatten die Juristen gestern gerechnet. Doch der Mann schwieg weiter. Holger Rostek wusste auch den Grund für dessen Zurückhaltung: Am vergangenen Wochenende seien alle vier Angeklagten, die sonst in verschiedenen Haftanstalten untergebracht sind, in der Justizvollzugsanstalt Brackwede II »zwischengeparkt« worden. Holger Rostek: »Es hat akustische Kontakte gegeben.« Auf Peter J. und Nikolai W. sei »massiv eingewirkt« worden. So habe man J. nahegelegt, sein Geständnis wieder zurückzuziehen.
Während der Prozess gegen die vier Angekalgten nun bereits bis September terminiert ist, soll im Verfahren gegen Peter J. am 21. Mai plädiert werden. Das Urteil wird am 23. Mai gesprochen.

Artikel vom 08.05.2007