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Menschen in
unserer Stadt
Ekkehard Strauß
Rentner

»Ich bin seit 40 Jahren mit Italien verheiratet«, sagt Ekkehard Strauß (65) und lächelt verschmitzt. Seine Frau Carmen ist Süditalienerin und die Geschichte, wie sich die beiden kennen gelernt haben, ein Dauerbrenner auf Familienfesten.
Es passierte im Sardinien-Urlaub 1962. »Als Deutsche waren wir dort damals Exoten, Urlaube in dieser Region etwas ganz Besonderes«, erzählt Strauß. Am Strand habe er die damals 15-jährige Carmen erstmals gesehen, und obwohl er selbst kein Italienisch sprach und sie kein Wort Deutsch, funkte es sofort. »Die nötigen Brocken Italienisch für eine erste Verständigung habe ich am Strand gelernt.«
Carmens Eltern seien von der Liaison anfangs jedoch wenig begeistert gewesen und hätten ihre Tochter nach ein paar Tagen aus dem Verkehr gezogen. »Da habe ich mich einfach in den Bus gesetzt und bin auf der Suche nach ihr kreuz und quer herumgefahren.« Eigentlich ein aussichtsloses Unterfangen - immerhin ist Sardinien etwa so groß wie Nordrhein-Westfalen.
Doch wie es der Zufall wollte, sah der junge Ekkehard Strauß seine große Liebe in dem Dörfchen Cortigiana über die Straße gehen. »Ich bin an der nächsten Haltestelle natürlich sofort raus und zurückgelaufen.« Es folgten drei Jahre, in denen sich das Paar nur im Urlaub sah, »dafür haben wir uns viel geschrieben«.
Hartnäckigkeit, die sich lohnte. 1965 wurde geheiratet, und Carmen zog zu ihrem Ekkehard nach Sennestadt, der hier als Techniker bei Gildemeister arbeitete, später dann Englisch und Geschichte auf Lehramt in Bielefeld studierte. Ein Berufswunsch, der sich mangels Stellenangebot nicht verwirklichte. Da mit Claudia, Cristina, Daniela und Franco jedoch mittlerweile vier Kinder zu versorgen waren, musste eine Alternative her. Strauß fand sie in der Jugendarbeit des Freizeitzentrums Baumheide.
Die soziale Arbeit hat ihn bis heute geprägt: Seit Strauß vor zwei Jahren Rentner wurde, engagiert er sich ehrenamtlich verstärkt für den Stadtbezirk: Ob bei der Organisation von Tagesfahrten für den Sennestadtverein, als Betreuer im Internetcafé für Senioren der Arbeiterwohlfahrt oder mit Diavorträgen seiner Reisen im Ernst-Barlach-Haus, bei denen Italien natürlich nicht fehlen darf. Peter Monke

Artikel vom 09.05.2007