Vater wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt
Von Uwe Koch Bielefeld (WB). Ein Vater aus Bielefeld soll versucht haben, seine kleine Tochter zu vergiften. Der Säugling überlebte sechs Anschläge. Der Mann ist jetzt angeklagt worden.
Die kleine Helena (alle Namen geändert) war am 17. März 2005 geboren worden. Schon bald nach der Geburt, so Staatsanwältin Rosemarie Zindel-Bösing in ihrer Anklage, soll es Spannungen zwischen den Eltern gegeben haben. Die Mutter wollte in ihr Heimatland Griechenland zurückkehren. Vater Stavros P. (38) war dagegen. Was den Mann dazu trieb, seine Enttäuschung über die Ehefrau am eigenen Kind auszulassen, ist bisher rätselhaft: Tatsächlich verabreichte der Grieche dem Kleinkind bei sechs Gelegenheiten die folgenden giftigen Stoffe: Er mischte Benzodiazepine (Beruhigungsmittel wie Valium), Koffein, Parazetamol (Schmerzmittel), Ibuprophen (Antireumatikum) und das Amphetamin-Derivat Ecstasy in die Trinkflasche. Die Wirkungen waren nicht tödlich, aber für den Säugling verheerend. Helena erlitt Krampfanfälle, das Baby hatte Bewusstseinstrübungen, war apathisch und wurde wegen psychischer Auffälligkeiten mehrfach in der Bielefelder Kinderklinik behandelt. Da die Ärzte sogar epileptische Anfälle vermuteten, erhielt die Kleine zeitweise entsprechende Medikamente. Eine Toxikologin machte dann den Fall beim Jugendamt der Stadt Bielefeld aktenkundig, mit weitreichenden Folgen: Da schwere Defizite in der Erziehung des Kindes vermutet wurden, wurde es aus der Familie entfernt. Vater Stavros P. nahm den Sorgerechtsstreit daraufhin zum Anlass, sich schließlich am 27. Dezember 2006 bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld selbst anzuzeigen und ein Geständnis abzulegen. Der Grieche bettelte sogar um seine Inhaftierung, überdies äußerte er nun reuig Selbstmordgedanken. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den Mann nun der »gefährlichen Körperverletzung durch das Beibringen von Gift« angeklagt. Ein Schöffengericht des Amtsgerichts Bielefeld wird den Fall voraussichtlich am 4. Juni verhandeln. Baby Helena steht derzeit noch unter Betreuung, die Mutter kämpft weiter um das Sorgerecht.
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