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Nachklingende Konzertstunde

Barockmusik in Heilig Geist

Von Uta Jostwerner
Dornberg (WB). Wem am Sonntagnachmittag der Sinn nach hoch ambitioniertem Musiziergeist und Alter Musik stand, der hatte eine schwere Wahl zu treffen.

In der Peterskirche zu Kirchdornberg lockte geistliche A-cappella-Musik aus dem England des 16. und 17. Jahrhunderts. In der Nachbargemeinde lud der Förderverein Kirchenmusik in Heilig Geist zeitgleich zu italienischer Kammermusik des Barock ein, angereichert durch deutsche Arien von Georg Friedrich Händel.
Nummer Eins schweren Herzens entsagend, bildete Nummer Zwei eine würdige Entschädigung mit nachhallender Wirkung. Garant dafür waren mit Monika Eder (Sopran), Thomas Bogdan (Oboe), Heidi Kommerell (Cembalo) und Fritz Kommerell (Cello) vier profunde Musiker, die sich des Werkekanons mit leidenschaftlichem Zugang und virtuosem Zugriff annahmen.
Sind die Instrumentalisten in der Region weithin bekannt, so entpuppte sich Monika Eder bei ihrem Bielefeld-Debüt als wahre Entdeckung. Die Sängerin ließ in den kirchlichen wie weltlichen Händel-Arien ihren mezzogefärbten Sopran förmlich erblühen in immer neuen Farbschattierungen und feinen Ausdrucksnuancen. Glasklar in der mühelos wirkenden Tongebung, schmeichelte die angenehm warm timbrierte, wohlgerundete und bewegliche Stimme dem Gehör. Wahrlich erhebend, wie swingend-leicht Monika Eder Gotteslob und Naturlyrik aus der Kehle strömten, wie sie lautmalerisch gestaltete und betonte. In Vitalität und Frische bildete das sie begleitende Trio ebenbürtige Partner.
Überhaupt gefiel der vital-tänzelnde Zugang und die feine Ausdrucksdynamik, mit der hier Sonaten für Oboe und basso continuo von Alessandro Besozzi und Michele Mascitti dargeboten wurden. Philharmoniker Thomas Bogdan erwies sich in der stimmführenden Oboe als Interpret mit lupenreiner Technik, geschmeidiger Tongebung und Sinn für dynamische (Echo)-Effekte. Das Ehepaar Kommerell begleitete nicht nur einfühlsam, sondern rundete die Werke mit dezent eingestreutem barockem Affetto perfekt ab.
Nicht zuletzt Heide Kommerell überzeugte auch solistisch mit pianistischem Können. Sie brachte die ausgeklügelt figurativen wie satztechnisch polyphonen Strukturen eines Domenico Scarlatti mit eindrucksvollen Anschlagsnuancen sowie strukturgebender Klarheit zu Gehör. Ein angetanes Publikum spendete lang anhaltenden Beifall und wurde mit einer weiteren Händel-Arie belohnt.

Artikel vom 09.05.2007