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Freund der klaren Worte

Historiker Arnulf Baring wird heute 75 Jahre alt

Kritischer Geist: Historiker Arnulf Baring.Foto: dpa

Berlin (dpa). Der Berliner Historiker Arnulf Baring liest den Deutschen gerne die Leviten. In zeitgeschichtlichen Betrachtungen und kritischen Analysen hat Baring, der heute 75 Jahre alt wird, seinen Landsleuten als Autor und Kommentator wortgewandt und zugespitzt immer wieder die Meinung gesagt. Der kritische Freigeist seiner Zunft mit gesellschaftspolitischem Engagement meldet sich stets auch zu Zeitfragen zu Wort, von der deutschen Vereinigung bis zum »Fall Günter Grass« im vergangenen Jahr. Die Debatte um die kurzzeitige Mitgliedschaft in der Waffen-SS des jugendlichen Grass wird nach Meinung des Historikers zu einem »gelassenen und damit gerechteren Urteil über die Verstrickung vieler Deutscher in den Nationalsozialismus führen«.
Der Jubilar ist ein Freund der klaren Worte: Sei es, dass er die Bundeswehr schon mal als »Operettenarmee« bezeichnet, die deutsche »Kleinsucht« nach der Wiedervereinigung beklagt oder sich vor Jahren heftig gegen die Einführung des Euro wehrte. Auf den Bundespräsidenten, den er schätze, könne man notfalls verzichten, aber nicht auf die D-Mark, schrieb der Professor für Zeitgeschichte etwa noch 1997.
Nach dem Mauerfall von 1989 äußert sich Baring zunehmend skeptisch über die deutschen Zukunftsperspektiven der Bundesrepublik. Mit dem Ende des Kalten Krieges habe der »schwierige Abschied von unseren Wunschwelten« begonnen, wie Baring eine Essaychronik über 50 Jahre Bundesrepublik betitelt.
Sein bekanntestes Werk ist das Buch »Machtwechsel - Die Ära Brandt - Scheel« von 1982. In dem Band beschreibt er als Chronist die Entspannungspolitik der sozialliberalen Koalition von 1969. In den 90er Jahren machte er mit seinen Büchern »Scheitert Deutschland?« und »Es lebe die Republik, es lebe Deutschland!« auf sich aufmerksam.

Artikel vom 08.05.2007