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Ob Gadderbaum oder
Sieker: ab auf die Bühne

Springmaus-Theater bringt 450 Besucher zum Lachen

Von Kendra Taktak (Text und Fotos)
Brackwede (WB). »Abgefahren«, wie der aktuelle Programm-Titel lautet, ist dieses Improvisationstheater ganz sicher: Das spritzige »Springmaus«-Ensemble aus Bonn gastierte am Samstagabend auf Einladung des Jugendkulturrings in der Aula der Realschule Brackwede und inszenierte nicht nur für, sondern mit mehr als 450 Zuschauern eine Comedy-Show der Extraklasse.

Weiß-Frottee, so ist die Nationalflagge der Deutschen im Ausland gestaltet. »Einfach unverkennbar, besonders wenn sie durch Sandalen schimmert«, witzelt Improvisations-Talent Norbert Frieling. Damit ist das Thema des Abends klar, alles dreht sich rund ums Reisen. Dementsprechend ist die Besucherin mit der weitesten Anreise schnell ermittelt: »Hajos Mama« hat für diesen Abend den langen Weg aus Düsseldorf auf sich genommen.
Persönlich begrüßt wurde unter anderem »Norbert aus Gadderbaum«, der sich im nächsten Moment schon auf der Bühne wiederfand: Er erfuhr, dass er an der - durch Publikumszurufe kurios benannten - Bildungsreise »Seidenmalerei auf der Seidenstraße in Taschkent« teilgenommen hatte. Nun war er angehalten, im Rahmen eines Diavortrags anstelle der Lichtbilder zu posieren.
Zusammen mit den agilen »Springmäusen« Silke Vennemann und Michael Becker nahm er bei jedem Flackern der Bühnenbeleuchtung neue Haltungen ein, die Kommentator Frieling so spontan wie schräg als Szenen dieser Reise deutete. Das Publikum lachte herzlich, und so manches »Dia« verwackelte, weil die Akteure selbst sich das Lachen nicht verkneifen konnten. »Das war einfach nur witzig«, sagte Norbert Krafeld hinterher, immer noch schmunzelnd.
Weder die Zuschauer mitten vor der Bühne, noch die auf Randplätzen und nicht einmal »die da oben im Gepäcknetz« waren vor näherer Bekanntschaft mit den »Impro«-Komödianten sicher. »Jill« und »Frank« standen plötzlich als Puppenspieler im Rampenlicht und bewegten Arme, Beine, Kopf und Mimik der Darsteller Frieling und Becker, während diese unablässig miteinander über eine Trecker-Probefahrt diskutierten.
Knüppeldick erwischte es den Immobilienmakler »Andreas aus Sieker«, der im »Verhör« mit Silke Vennemann nur widerstrebend preisgab, wie er seine Freundin Martina vor einem Jahr im Fitness-Studio kennen gelernt hatte. Anschließend spielten die Springmäuse seine Liebesgeschichte urkomisch in einem Musical nach - als Trostpflaster konnte der Angeschmierte anschließend diese Performanz auf DVD mit nach Hause nehmen.
Die vier Akteure bewiesen eine atemberaubende Auffassungsgabe: In kürzester Zeit setzten sie Gedankenanstöße und Ideen der vor Einfallsreichtum sprühenden Zuschauer kreativ in Szenen um und gaben ihnen durch spontane Impulse erstaunliche Wendungen. Sie reagierten auf Zurufe aus dem Publikum, bauten von den Theater-Gästen notierte Sprüche aufs Geratewohl in ihre Sketche ein und entwickelten so genannte »Running Gags«, Pointen, die in immer neuen Zusammenhängen überraschend wieder aufgegriffen wurden. Besonders beeindruckte außerdem »Springmaus«-Pianist Gilly Alfeo, der virtuos bekannte Melodien verschiedener Genres kombinierte und die Sketche passend zum gerade thematisierten Reiseland stimmungsvoll untermalte.
Das Publikum dankte für den unterhaltsamen Comedy-Abend auf konstant hohem Niveau mit anhaltendem Applaus - und erjubelte sich auf diese Weise zwei Zugaben. »Die ÝSpringmausÜ ist Deutschlands führendes Ensemble unter den Improvisations-Theatern«, erklärte Claus Lehmann, Leiter des Jugendkulturrings, warum er die Bonner Gruppe seit etwa 15 Jahren in jeder Saison wieder nach Bielefeld holt.

Artikel vom 08.05.2007