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»Melior« mit Aufsatz
zum Pferdestriegeln

Vor 80 Jahren baute Miele den ersten Staubsauger


Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Das Zubehör war umfangreich: Vom Bürstenvorsatz zum Pferdestriegeln bis hin zur Patrone zum Zerstäuben von Mottenpulver konnten die Kunden den Staubsauger vom Typ »Melior« aufrüsten. Vor 80 Jahren war dies der erste Sauger, den die Firma Miele herstellte - schon damals im Werk Bielefeld.
Eine Leistung von 200 Watt hatte der Kesselsauger von 1927, der in der Form eher an einen großen Einkochtopf erinnert und aus Stahlblech gefertigt wurde. 80 Reichsmark kostete das Gerät, für die damalige Zeit eine stolze Summe, die sich wohl nur gut betuchte Menschen leisten konnten, so Jürgen Bergmann, Leiter des Bielefelder Miele-Werks.
Heute gibt es in fast jedem Haushalt einen Staubsauger, das Miele-Werk an der Mielestraße produziert derzeit mit 8000 Einheiten täglich Rekordzahlen. »Noch bis zu den Sommerferien fahren wir neben den zwei üblichen zusätzlich nachts eine Sonderschicht«, erklärt Miele-Sprecherin Reinhild Portmann. Motor dafür ist auch der Export: Drei von vier Staubsaugern gehen ins Ausland.
Um das 80-jährige Jubiläum der Staubsaugerproduktion zu feiern, hat das Unternehmen an der Fassade der Werkshalle an der Schildescher Straße/Brüggemannstraße eine Fahne von sieben Metern Breite und 15 Metern Höhe aufgehängt. Darauf zu sehen ist das aktuelle Staubsauger-Modell S 5.
Möglich machte in den 20er-Jahren die Konstruktion eines Staubsaugers, der handhabbar war - oder von den Angestellten des Hauses bedient werden konnte - erst die Entwicklung kompakter Elektromotoren. »Um 1910 herum gab es echte Monstren von Geräten, die drei Tonnen schwer waren und so natürlich nur in wenigen Herrenhäusern eingesetzt werden konnten«, erklärt Bergmann.
Gedacht war auch das erste Miele-Modell für große Wohnungen, Büros und Praxisräume. Eine kleinere Version kam schon kurz darauf auf den Markt - mit zahlreichen technischen Verbesserungen. Neben einer besseren Geräuschdämmung war es unter anderem auch mit einem Radiostörschutz ausgerüstet. Und der Umfang der Zusatzgeräte war damals deutlich vielfältiger als heute: Neben der Mottenpatrone für 1,80 Reichsmark gab es auch einen Spritzdüsen-Vorsatz gegen Blattläuse (4,65 Mark), eine Setzkastendüse (14 Mark) und die Gelenkdüse mit Filzschuh (4,65 Mark).
Wie sehr ein Staubsauger heute zum Alltag gehört, das belegen die Stückzahlen, die Miele in Bielefeld fertigt. Jürgen Bergmann: »1965 haben wir 7500 Sauger pro Jahr hergestellt, heute sind es 8000 am Tag.«
Ebenfalls geändert hat sich das Zubehör. Ein Bürstenaufsatz zum Pferdestriegeln gibt es schon lange nicht mehr - dafür ein Car-Clean-Set mit Hand-Turbo-Bürste und verlängertem Schlauch. Nur eines ist bis heute gleich geblieben, so Jürgen Bergmann. »Der Kauf eines Staubsaugers ist meistens noch Frauensache.«

Artikel vom 08.05.2007