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Machtspuren am Wegesrand

Zwölf Künstler arbeiten im öffentlichen Raum - Am 17. Mai geht es los

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WB). Mit »Irdischer Macht und himmlischen Mächten« hat sich Paderborn schon aus Karolingersicht und Canossa-Perspektive auseinander gesetzt. Jetzt ist die zeitgenössische Kunst an der Reihe.
Eva-Maria Joeressen hat die Bartholomäuskapell gewählt.. Foto: Brucks

Die Kuratorin des Ausstellungsprojekts »Tatort Paderborn«, Ingrid Raschke-Stuwe, hat insgesamt zwölf international renommierte Künstler eingeladen, sich über das Rahmenthema ihre ganz eigenen Gedanken zu machen. Die Ergebnisse sind nun vom 17. Mai bis zum 2. September in der Paderborner City zu beschauen.
Noch steht nicht alles an seinem Ort. Doch einige Arbeiten lassen schon mehr als nur ihre Konturen erkennen. Wie etwa das Labyrinth des Düsseldorfer Malers Horst Gläsker, der die Besucher der barocken Marktkirche zuvor über einen 500 Meter langen Gedanken-Parcours quer durch den in einen legosteinbunten Irrgarten verwandelten Vorplatz schickt. Die Objekte und Installationen sind so unterschiedlich wie ihre verwendeten Materialien und die Herkunft der Künstler.
Der Japaner Tadashi Kawamata etwa liebt das Monströse und bleibt doch immer erdverbunden und bürgernah. Der zweifache »Documenta«-Teilnehmer schenkt den Paderbornern eine 670 Quadratmeter große Aussichtsplattform oberhalb des Paderquellgebietes. Bis zu 1000 Besuchern gleichzeitig soll die Konstruktion aus Stahlgerüsten und Holzbohlen eine ganz neue Perspektive auf die innerstädtische Grünzone ermöglichen.
Seine Erfurter Kollegin Dagmar Demming hat sich für ihre Arbeit dagegen eine der hässlichsten Lokalitäten der Paderstadt, die zentrale Busstation, ausgewählt.
»Die Künstler haben zwischen architektonischen Schmuckstücken vergangener Jahrhunderte und Bausünden jüngerer Vergangenheit nach Zeichen und Spuren der Macht gesucht«, formuliert Raschke-Stuwe. »Sie reflektieren dabei beispielhaft Geschichte und Gegenwart der Stadt und setzen in unterschiedlicher Weise die Medien Licht, Klang und Video, Performance, Installation, Malerei und Zeichnung ein.« Den Kontakt zum Publikum suchen sie dabei auf je eigene Weise - mal provokant und schockierend wie der Niederländer Joep van Lieshout mit seinem überdimensionalen begehbaren Totenschädel, mal still und meditativ wie Eva-Maria Joeressen und Yvonne Goulbier mit ihren Licht- und Klanginstallationen in zwei verschiedenen Kapellen.
Alle zwölf Objekte befinden sich auf Standorte innerhalb des inneren Stadtrings verteilt und sind auf kurzen Wegen erreichbar. Die meisten sind im öffentlichen Straßenraum angesiedelt, die übrigen befinden sich in offen zugänglichen Räumen.
Die Stadt Paderborn lässt sich ihr Projekt »Tatort« etwa 800 000 Euro kosten, wobei 300 000 Euro durch Stiftungen und Sponsoren gedeckt werden. Ursprünglich sollten die zeitgenössischen Arbeiten parallel zur Canossa-Schau 2006 gezeigt werden. Nach Interventionen der Historiker entschloss sich die Stadt dann aber zur Verschiebung. Damit wäre Paderborn in diesem Sommer erneut eine Reise wert.

Artikel vom 09.05.2007