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Heimatbund gegen Restfalen

Absage an Rüttgers' Strukturreform

Von Dietmar Kemper
Schwerte (WB). Westfalen ohne Dortmund und Hamm verliere »Identität und Kraft«. Das hat gestern der Vorsitzende des Westfälischen Heimatbundes, Wolfgang Kirsch, betont.

Die 150 Delegierten der Organisation mit 103 000 Mitgliedern verabschiedeten am Wochenende beim »Westfalentag« in Schwerte einstimmig eine Resolution, in der die CDU-FDP-Landesregierung zur Rücknahme der geplanten Verwaltungsstrukturreform aufgefordert wird. Wie berichtet, sollen bis 2010 unter anderem der Regierungsbezirk Detmold, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und 110 Behörden mit 12 000 Stellen aufgelöst werden. Laut Koalitionsvereinbarung wird es am Ende nur noch die drei Regionalverwaltungen Rheinland, Ruhrgebiet und Westfalen geben, wobei Städte wie Dortmund oder Hamm neu zugeordnet würden.
»Das Münsterland, Ostwestfalen, Südwestfalen und das westfälische Ruhrgebiet bilden eine Einheit, dort gibt es historisch gewachsene Bindungen«, sagte Kirsch gestern dieser Zeitung. Hamm etwa habe starke Bezüge ins Münsterland und nach Soest. Die Dreiteilung des Landes mache aus »Westfalen Restfalen«, wirtschaftliches Potenzial gehe verloren. Das ökonomisch bereits starke Rheinland werde mit 7,5 Millionen Einwohnern und einem Anteil am Bruttosozialprodukt von 50 Prozent das Land dominieren.
Die geplante Zusammenfassung der Aufgaben von Kommunen, Landschaftsverbänden und des Staates (Bezirksregierungen) wird nach Kirschs Meinung zu kostenträchtigen Verwaltungsbehörden führen und die Bürokratie nicht abbauen. In Wirklichkeit würden die Selbstverwaltung geschwächt und ein Übergewicht an staatlicher Einflussnahme geschaffen. Die Landschaftsverbände hätten sich reformiert und ihre »Struktur verschlankt«. Deshalb sei ihre Auflösung überflüssig, sagte Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster. Der Westfälische Heimatbund ist die Dachorganisation von gut 530 Heimatvereinen, deren Mitglieder sich überwiegend ehrenamtlich engagieren.
Die heimatpflegerische Arbeit bilde einen wesentlichen Baustein für das Selbstverständnis Westfalens als Kulturregion, betonte die Geschäftsführerin des Bundes, Edeltraud Klueting. Sie mahnte: »Investitionen in die Kultur lohnen sich - dieser Satz sei allen verantwortlichen Politikern und Verwaltungen ins Stammbuch geschrieben.«

Artikel vom 07.05.2007