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Für Beck nur Rollmöpse

Der SPD-Chef stürzt ab und Merkel stürmt alle Gipfel

Von Reinhard Brockmann
Berlin (WB). Kurt Beck bleibt nichts erspart: Rollmopstorte, Umfragetiefs und hanebüchene Gerüchte über die politische Wiederauferstehung Gerhard Schröders.

Während Angela Merkel im ARD-Deutschland-Trend mit 70-Prozent Rekordzustimmung über allen Gipfeln schwebt, ist SPD-Chef Beck auf den niedrigsten Wert (36 Prozent) seit seiner Kür im Mai 2006 abgestürzt. In Bremerhaven musste der genussfrohe Pfälzer, zu dem es eigentlich keine Alternative gibt, jüngst noch Rollmöpse für 50 Cent unter das Wahlvolk bringen, während die Berliner Gerüchteküche begierig die Mär vom Altkanzler kochte.
»Was soll ich dazu sagen?«, fragte Beck am Donnerstagabend unter Freunden, schaute in die Runde und fand die Antwort: »Eher wird Baldauf Kanzler.« Der noch weniger bekannte rheinland-pfälzische CDU-Landeschef Christian Baldauf mochte für den Moment als Watschenmann dienen, die aberwitzige Spekulation über Schröder vermag Beck damit nicht zu tilgen. »Ich möchte so weitermachen, wie ich es im ersten Jahr auch gemacht habe«, sagte er. Außerdem: »Dieses Theater, das da in Berlin abgeht, das geht mir manchmal so auf den Keks!«
Die Genossen sollten »nicht nervös« werden, beruhigte am Freitag Johannes Kahrs, Sprecher des bürgerlichen »Seeheimer Kreises«. Ein Kurswechsel sei nicht ratsam. Beck mache gemeinsam mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Struck und Vizekanzler Franz Müntefering eine gute Arbeit, sagte Kahrs und hatte damit das Promi-Tableau der Partei fast vollständig aufgeführt.
Wenn der nach Herzinfarkten angeschlagene Struck im Herbst sein aufreibendes Amt abgibt, dürfte die Personalenge an der SPD-Spitze endgültig offenbar werden. Schon gibt es Überlegungen von Beck »nur zum Nachdenken«, beim zeitgleichen Parteitag in Hamburg die Zahl der stellvertretenden Parteivorsitzenden von fünf auf drei zu reduzieren.
»Völlig unerträglich« findet hingegen die schlechten Umfragewerte Ottmar Schreiner, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen. Die SPD sollte »ihre Stammwählerschaft wieder pflegen«, die durch die Agenda 2010 immer noch »extrem verstört« sei, rät Schreiner.
Unabhängig von der bei vielen Sozialdemokraten als ärgerlich empfundenen Aufgabenteilung in der großen Koalition - Union populistisch / SPD als Wahrer des Machbaren - drohen weitere Probleme: Schon am nächsten Sonntag könnte die Linkspartei in die Bremer Wählerschaft einziehen und sich endgültig als neue Kraft links von der SPD auch im Westen festsetzen. Die kommende Kritik an der Globalisierung und dem G8-Gipfel muss die Partei den Grünen und Tiefroten überlassen. Schützenhilfe von Gewerkschaften ist auch nicht zu erwarten. Die sind wegen der Rente mit 67 stocksauer. Kommentar

Artikel vom 05.05.2007