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»Auch schlechte Kunst ist
immer noch Kunst«

53 Gesamtschüler stellten eine existentielle Frage

Von Mike-Dennis Müller
Brackwede (WB). Unter dem Titel »Aus dem Rahmen gefallen« stellten 53 Schüler des zwölften Jahrgangs der Gesamtschule Brackwede die Frage: »Was ist Kunst?« Mit Schauspiel, Bildern und Musik leisteten sie den rund 200 Zuschauern dabei Hilfestellung, eine Antwort darauf zu finden.

Die Gesamtschul-Mensa wurde erschüttert, als ein monumentales Musik-Intro ertönte und den Abend voller existentieller, kunstwissenschaftlicher Fragestellungen eröffnete. Zehn Schüler konnte man bald auf der Bühne beobachten, die, starren Blickes auf der Bühne laufend, ein hypnotisches »Was ist Kunst?«-Gemurmel von sich gaben.
Ein Längsschnitt durch die Kunstgeschichte - von Barock bis Post-Moderne - wurde dem Publikum in den darauf folgenden zwei Stunden geboten. Wörtlich »Aus dem Rahmen gefallen« sind dabei nicht nur »Die Eltern des Künstlers« (Otto Dix) oder »Goethe in der römischen Campagna« (Johann Heinrich Wilhelm Tischbein). Die beteiligten Schüler bewiesen hier ein hohes Maß an Kreativität, denn sie zeigten nicht nur zu jedem der neun ausgewählten Bilder kongruente Begleitungen musikalischer oder schauspielerischer Art. Sie führten sogar munter und ohne Scheu fort, was in den gezeigten Werken zu beginnen scheint und entwickelten gar die eine oder andere eigene Performance - wie den anfänglichen »Was ist Kunst?«-Auftritt.
Immer wieder warfen sie zudem Lösungsansätze ein - für die über dem gesamten Abend kreisende Frage nach dem Wesen der Kunst. »Auch schlechte Kunst ist immer noch Kunst«, zitierte eine Schülerin den französischen Maler und Objektkünstler Marcel Duchamp, Mitbegründer der so genannten Konzeptkunst. »So, wie ein schlechtes Gefühl immer noch ein Gefühl ist.«
Die Gelegenheit, ihre ganz persönliche Meinung über das Wesen der Kunst kund zu tun, hatten aber auch die Zuschauer. Auf kleinen Zetteln (»Ich denke, Kunst ist...«) konnten sie ihre eigenen Thesen verschriftlichen, von denen die Zwölftklässlerinnen Mona Janaina Ickler am Ende einige vortrug. »Kunst kommt von Können«, bemerkte dort ein findiger Zuschauer. »Denn käme sie von Wollen, hieße sie Wonst.«
Seit einem Jahr haben die Oberstufen-Schüler diese Veranstaltung geplant, seit Ende der Herbstferien arbeiteten sie konkret auf diesen Abend hin. »Und das projektartig, also nicht nach Kursen getrennt«, sagte Jens Hullermann, Literatur-Lehrer und zum letzten Mal Mit-Organisator. Dass in diesem Jahr die Kunst im Mittelpunkt stand, kam dem Fach-Lehrer Markus Fricke sehr entgegen. »Denn einige der Bilder waren im Unterricht schon Gegenstand von Interpretationen.«

Artikel vom 07.05.2007