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Ein sinfonisches
Süppchen à la carte

Tafelmusiken im Kinderkonzert

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Zugegeben: Ein schwarzer Smoking kleidet Dirigenten einfach edler. Doch bei einem Kinderkonzert zum Thema Tafelfreuden schlüpfen Chef de la cuisine Witolf Werner und Commis Jon Philipp von Linden ganz stilecht in blitzsauberes Küchenweiß. Ein netter Einfall, den das Publikum im nicht ganz ausverkauften Stadttheater mit glucksendem Gelächter quittierte.

In der beliebten Konzertreihe »Musik voll fett ;-)« kochten die Bielefelder Philharmoniker unter dem Titel »Guten Appetit -ÊAusgesuchte Tafelmusiken« ihrem Publikum am Sonntagmorgen ein sinfonisches Süppchen. An Zutaten mangelte es ihnen nicht, denn die Auswahl der Werke, die von lukullischen Genüssen erzählen oder zu denselben serviert wurden, ist bekanntlich groß.
Als berühmtestes Beispiel von Gebrauchsmusik zu einem fürstlichen Luxusmahl kam selbstverständlich auch Telemanns Tafelmusik auf den Tisch. Wenn schon nicht in barocker Klangfrische serviert, so wäre eine szenische Verdeutlichung gerade zum Einstieg ins Thema hilfreich gewesen -Êdas erste Haar in der Suppe und offenbar eines von mehreren Zugeständnissen an den laufenden Spielbetrieb.
Da abends eine üppig ausgestattete Aida über die Bühne ging, war diese laut Beikoch von Linden nicht nutzbar. Dann aber wieder doch. Und es tat weder dem Festmahl von Don Giovanni (Meik Schwalm) und Leporello (Michael Bachtadze) noch der mit Slapstick dargebrachten Meeresfrüchte-Arie von Anina (Cornelie Isenbürger) einen Abbruch, dass sie in der halbfertigen Opern-Kulisse stattfanden.
So wie es aussah, hätte auch das in kleiner Besetzung aufspielende Orchester locker Platz auf der Bühne gefunden. Gleichwohl in den Orchestergraben verbannt und damit von den Plätzen im Parkett nicht einsehbar, vermochte auch die gut gemeinte Videoübertragung auf Großbildleinwand nur wenig wettzumachen: Wegen der schlechten Lichtverhältnisse im Graben kam oben kaum etwas an. Also geschenkt!
Punktabzüge muss die Gourmet-Testerin an dieser Stelle auch für die wenig aussagekräftigen und zum Ende hin einseitigen Gänge in der Menü-Folge vergeben.
Für Geschmack und Aroma sorgten auf der anderen Seite die schon bewährten Rätsel und Mitmach-Aktionen, bei denen die Regeln der Musik auf spielerische Weise erfahrbar wurden. Gleichwohl blieb dieses Kinderkonzert eine konzentrierte und kindgerechte Durchdringung des Themas schuldig.

Artikel vom 07.05.2007