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»Wer viel zu sagen hat, muss schneller reden«: Quasselstrippe Ralf Schmitz überzeugte durch sein Improvisationstalent.

Ein Mann leistet komödiantische Schwerstarbeit

Ralf Schmitz begeisterte seine Fans zwei Stunden lang in der ausverkauften Oetkerhalle

Von Hanne Biermann
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Inge Meysel will Eis, Rudi Carrell macht am Steuer Witze über gelbe Nummernschilder und für Rainer Calmund bedeuten zehn Minuten ohne Essen schon eine Hungersnot. Und was macht eigentlich Udo Lindenberg auf der Rückbank? Diese vier fahren nicht nur gemeinsam zum 100. Geburtstag von Johannes »Jupp« Heesters, sie sind auch ein und dieselbe Person: Ralf Schmitz.

Der Comedian bot in der ausverkauften Oetkerhalle von Imitation bis Improvisation alles auf, was das Zuschauerherz begehrte. Ob Ken, Barbies Puppenfreund, der sich wünscht ein echter Mann zu sein, Hitler, den es während Filmaufnahmen nach braunem Schokopudding gelüstet oder das Comedy-Navigationssystem, das mit den Stimmen von Rüdiger Hoffmann und Mario Barth wohl nie zum Ziel führen wird: Ralf Schmitz bringt sie alle überzeugend auf die Bühne. Die Dekoration besteht aus allerlei bunten Kuscheltieren, den Hintergrund ziert das Foto einer großen Spielzeugabteilung im Kaufhaus. Dieser Ort diente Schmitz als Rahmenhandlung für sein Programm »Verschmitzt«.
Dessen Schwerpunkt liegt auf einem Talent, das die sympathische Quasselstrippe schon bei zahlreichen Theater- und Fernsehauftritten (Springmaustheater, »Schillerstraße«, »Frei Schnauze«) unter Beweis stellen konnte: Improvisation. Und da das allein nur halb so schön ist, holte er sich tatkräftige Unterstützung aus dem Publikum. Immer wieder ließ sich der gebürtige Leverkusener Begriffe zurufen und übernahm diese in die verschiedenen Spiele. Dabei mussten auch einige Fans aus der ersten Reihe, mal beim Krimihörspiel, mal als Bekanntschaft in einer Kneipe, ihre Spontaneität unter Beweis stellen. Und wenn das mal nicht so reibungslos klappte, bewies der Comedian seinen Einfallsreichtum und leistete komödiantische Schwerstarbeit auf höchstem Unterhaltungsniveau.
Nachdem Schmitz die Lachmuskeln des Publikums zwei Stunden lang bis aufs äußerste strapaziert hatte, verabschiedete er sich unter lautem Jubel von der Bühne. So verzieh man ihm dann auch, dass er bei dem Publikumszuruf »Alm« nur an Bergweiden und nicht an das Bielefelder Fußballstadion dachte.

Artikel vom 07.05.2007