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Ein Signal für alle Branchen

Metall-Tarifabschluss als Vorbild

Von Michael Beumer
Berlin (ddp). Der Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württembergs gibt den Forderungen nach hohen Abschlüssen auch in anderen Branchen Rückenwind. Vertreter von Gewerkschaften und Politik sprachen sich am Wochenende für kräftige Tariferhöhungen aus.

Arbeitgebervertreter warnten vor solchen Plänen und werteten den baden-württembergischen Abschluss als zu teuer. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, verlangte Lohnsteigerungen in allen Branchen. »Damit der Aufschwung sich nachhaltig positiv entwickeln kann, brauchen alle Arbeitnehmer - nicht nur in der Metallindustrie - kräftigere Tariferhöhungen als in den vergangenen Jahren.« SPD-Generalsekretär Hubertus Heil pflichtete bei, wenn die Wirtschaft brumme, müssten die »Arbeitnehmer das auch durch einen gerechten Anteil in ihrer Lohntüte spüren«.
Der Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel sagte, der Metall-Abschluss müsse ein Signal für alle Branchen sein. Das stärke »die Binnenkaufkraft und die Motivation der Arbeitnehmer«. Im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt aller Branchen solle die Tarif-Erhöhung bei »mindestens 3,5 Prozent« liegen. »In Boombranchen wie der Stahlindustrie, bei Banken und Versicherungen sogar deutlich höher als vier Prozent.«
Der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, warnte, der Metall-Abschluss sei auf die Volkswirtschaft übertragen »ein schlechter Abschluss«. Die Einigung werde viele Betriebe in anderen Branchen in Schwierigkeiten bringen.
Nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer kommt der Abschluss auch den gut verdienenden Autoherstellern teuer zu stehen. Der »Automobilwoche« sagte Dudenhöffer, allein die Lohnerhöhung von 4,1 Prozent führe für den Zeitraum von einem Jahr zu einer Mehrbelastung für die Automobilhersteller und Zulieferer von 1,8 Milliarden Euro. Da dies nicht spurlos am Gewinn vorbeigehe, befürchtet Dudenhöffer, dass noch mehr kleinere Zulieferer ihre Produktion nach Osteuropa verlagern.
Der baden-württembergische Tarifabschluss sieht vor, die Entgelte ab Juni um 4,1 Prozent und ein Jahr später um weitere 1,7 Prozent zu erhöhen. Zudem erhalten die Beschäftigten einen auf fünf Monate befristeten Konjunkturbonus in Höhe von 0,7 Prozent. Für April und Mai 2007 ist zudem eine Einmalzahlung in Gesamthöhe von 400 Euro vorgesehen. Von heute an wollen die Vertreter anderer Bezirke beraten, ob sie den Abschluss übernehmen.

Artikel vom 07.05.2007