07.05.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Spitzenspiel, das keines war

Fußball-Regionalliga Nord: St. Pauli hilft das 0:0 mehr als Osnabrück

Von Dirk Schuster
Osnabrück (WB). So unterschiedlich kann ein 0:0 wirken. Als sich Osnabrücks restlos bedienter Trainer Claus-Dieter Wollitz längst in der Kabine abkühlte, schloss St. Pauli-Coach Holger Stanislawski auf dem Rasen der osnatel-arena immer noch seine Spieler in die Arme.
Enttäuscht: VfL Osnabrücks Torwart Frederik Gößling.

St. Pauli hatte mit dem Remis die Tabellenführung in der Regionalliga Nord verteidigt. Das war aber auch wirklich der einzige Grund zur Freude nach einem Spitzenspiel, das diesen Namen nicht verdiente. Stanislawski wunderte sich und sagte: »Dritter gegen Erster, toller Platz, ausverkauftes Haus - die Voraussetzungen für ein Topspiel waren gegeben. Doch die Partie war unheimlich von der Taktik geprägt. Vor dem Tor gab's nichts Zwingendes.«
Ganz genau eine Chance hatte St. Pauli, als Morike Sako aus fünf Metern wild übers Tor drosch (71.). Minimal bemühter um den Erfolg, aber spielerisch auf - freundlich ausgedrückt - bescheidenem Niveau agierten die Platzherren. Vielleicht wäre das gar nicht so aufgefallen, hätte St. Paulis Verteidiger Florian Lechner in der 55. Minute nicht die Rote Karte gesehen. Denn wie sich der VfL in Überzahl anstellte, war bemitleidenswert. »Wir waren verantwortlich für das Spiel«, stellte Claus-Dieter Wollitz ganz richtig fest. Von einem Herausforderer und Zweitligaaspiranten hatte nicht nur er, sondern hatten auch diejenigen unter den 18 415 Zuschauern mehr erwartet, deren Herz für die Lila-Weißen schlägt. »Mir hat mal jemand den Tipp gegeben, nach solchen Spielen nicht das zu sagen, was man denkt«, äußerte Wollitz, der dann aber doch kein gutes Haar an den (namentlich erwähnten) Spielern Reichenberger, Aziz, Cartus und Nouri ließ. Alles Offensivleute, die abgesehen von Daniel Chitsulo (»Er war bemüht, laufstark, aggressiv«) ihr Fett wegbekamen.
Frust beim VfL Osnabrück, Freude beim FC St. Pauli: An der Bremer Brücke sammelte die beste Rückrundenmannschaft den 33. Punkt im 16. Spiel seit der Winterpause. Stanislawski: »Wir sind als 13. in die zweite Saisonhälfte gestartet. Jetzt fahren wir aus Osnabrück als Tabellenführer nach Hause.«

Artikel vom 07.05.2007