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»Vier Minuten« holt den Filmpreis

Monica Bleibtreu und Josef Bierbichler sind beste Schauspieler 2007

Berlin (dpa). Die Goldene Lola für einen fesselnden Schauspieler-Film: Das Gefängnisdrama »Vier Minuten« von Chris Kraus wurde bei der Verleihung des 57. Deutschen Filmpreises am Freitagabend in Berlin als beste Produktion ausgezeichnet.

Monica Bleibtreu nahm dafür außerdem freudestrahlend den Preis als beste Hauptdarstellerin entgegen. Tom Tywkers »Das Parfum« als großer, ebenfalls acht Mal nominierter Mitfavorit musste sich mit einer Silbernen Lola und damit dem zweiten Platz begnügen. Seine Verfilmung des Bestsellers von Patrick Süskind wurde dafür aber mit fünf weiteren Preisen von Schnitt über Ton bis Kostüm ausgezeichnet. Eine weitere Lola in Silber ging an die Komödie »Wer früher stirbt ist länger tot« von Marcus H. Rosenmüller.
Drei andere begehrte Preise gingen an dem favorisierten Tywker und seinem Produzenten Bernd Eichinger vorbei: Die Auszeichnungen für die beste Regie, das beste Drehbuch und die beste Filmmusik erhielt ebenfalls Rosenmüllers im bayerischen Dialekt gedrehter Heimatfilm. Die Jury der inzwischen 900 Mitglieder starken Deutschen Filmakademie setzte damit auf Vielfalt. Die Goldene Lola ist mit einer halben Million Euro dotiert. Das Preisgeld muss für die Produktion eines neuen Films verwendet werden.
»Vier Minuten« erzählt von der vorsichtigen Annäherung einer gewalttätigen jungen Gefängnisinsassin (Hannah Herzsprung) und einer an ihren Erlebnissen aus der Nazizeit leidenden Klavierlehrerin. Bleibtreu spielt die Lehrerin mit enormer schauspielerischer Kraft und Sensibilität. Den Preis erhielt sie an ihrem 63. Geburstag. »Das ist ja unglaublich!«, rief Bleibtreu. Sie wolle in erster Linie ihrem Sohn Moritz danken. »Weil es keinen Menschen gibt, der mich so verändert hat.« Viel habe sie von ihm gelernt - »vor allem Humor, was ich bitter nötig hatte.«
Regisseur Kraus bedankte sich vor allem bei seinen zwei Produzentinnen Meike und Alexandra Kordes. »Wir haben ihnen alles zu verdanken, ich möchte zehn weitere Filme mit ihnen machen!« Hannah Herzsprung ging auch nicht leer aus. Sie gewann für ihre Darstellung in Alain Gsponers Familiendrama »Das wahre Leben« den Preis als beste Nebendarstellerin.
Als bester Schauspieler wurde der nicht anwesende Josef Bierbichler für seine Rolle in Hans Steinbichlers Drama »Winterreise« geehrt. Devid Striesow erhielt den Preis als bester Nebendarsteller für seine Rolle als SS-Mann in Stefan Ruzowitzkys KZ-Film »Die Fälscher«.
Die Goldene Lola für sein Lebenswerk nahm der sehr gerührte Schauspieler Armin Mueller-Stahl (»Shine«, »Die Manns«) aus der Hand von Mario Adorf entgegen. »Wenn man für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird, dann guckt man natürlich etwas zurück: Was hat man gemacht, hat man ihn wirklich verdient«, meinte er mit Tränen in den Augen. »Es ist schön, dass dieser Preis in Berlin verliehen wird. In dieser Stadt habe ich 40 Jahre gelebt.«

Artikel vom 05.05.2007