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»Varus-Jubiläum stoppen«

Offener Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel

Professor Siegfried G. Schoppe ist Autor des Buches »Varusschlacht«.

Von Ernst-Wilhelm Pape
Detmold (WB). Zwei Jahre vor dem Jubiläum »2000 Jahre Varusschlacht« hat der Hamburger Uni-Professor Dr. Siegfried G. Schoppe (62) Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gebeten, »diesem Treiben Einhalt zu gebieten«. »Stoppen Sie den Geldstrom öffentlicher Mittel in dieses Fass ohne Boden, in eine Grabung in Kalkriese bei Osnarück, die die Visitenkarte des Varus dort gar nicht finden kann, und in eine örtlich und thematisch völlig deplazierte Jubelfeier 2009«, schreibt Schoppe in einem offenen Brief an Merkel, die Schirmherrin der Varus-Feierlichkeiten ist.
In seinem Brief stellt Schoppe die Frage, ob das Abschlachten von 20 000 Römern im germanischen Hinterhalt überhaupt Anlass für ein Jubiläum »Kulturereignis Varusschlacht« sein kann. Jubiläen feiere man üblicherweise zu Jahrestagen erfreulicher Ereignisse, schreibt Schoppe, Autor des jüngst erschienenen Buches »Varusschlacht«.
In seinem sechsseitigen Brief an Merkel betont der 62-Jährige, dass nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung beide National-Denkmale, die an die Varusschlacht erinnerten, an der falschen Stelle stehen würden. Dies betreffe das Hermannsdenkmal im lippischen Detmold ebenso wie das Museum und den archäologischen Park Kalkriese bei Osnabrück. Die Varusschlacht habe drei Tage gedauert und sei auf einer Strecke von 30 Kilometern zwischen Bad Meinberg und Bad Salzuflen in Lippe geschlagen worden. Da kein Schlachtfeld mit konzentrierten Funden existiere, könne auch keines gefunden werden.
Schoppe appelliert an Merkel: »Halten Sie kritische Distanz zur Geschichtsklitterung bezüglich der Varusschlacht und zur nationalen Umdeutung einer tragischen Figur zum deutschen Nationalhelden. Arminius war weder Deutscher noch Nationalheld. Er war ein machthungriger cheruskischer Stammesfürst, der das Joch der Römer abschüttelte«.
Der richtige Platz für eine »nationale deutsche Gedenkfeier« sei im hessischen Waldgirmes bei Lahnau in der Nähe von Wetzlar. Hier hätten die Römer bis 9. nach Christus eine Stadt gebaut. Kein Militärlager, sondern einen zivilen Markt, auf dem schon römische, gallische und germanische Waren gehandelt wurden. Hier habe es somit schon vor 2000 Jahren eine friedliche Begegnungsstätte gegeben. Der Wortlaut des Schoppe-Briefes im Internet unter
www.westfalen-blatt.de

Artikel vom 05.05.2007