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Professor muss Geldbuße zahlen

Zwei Studentinnen fühlten sich zu aufreizenden Videos genötigt

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). Das Amtsgericht Paderborn hat das Strafverfahren gegen den als »Video-Professor« bekannt gewordenen Dr. Matthias Hartig (59) wegen Geringfügigkeit eingestellt. Er muss allerdings 9000 Euro Geldbuße zahlen.
Dr. Matthias Hartig (59) zahlt eine Geldbuße.

Zwei Lehramts-Studentinnen hatten den Sprachwissenschaftler der Uni Paderborn wegen Nötigung angezeigt. Um den für die Staatsprüfung erforderlichen Seminarschein zu bekommen, hätten sie sich in sexuell aufreizenden Posen vor Hartigs Videokamera stellen müssen. Eine der beiden Frauen war nach eigenen Angaben mehr als ein Jahr in psychotherapeutischer Behandlung.
Gegen einen Strafbefehl über 9000 Euro (90 Tagessätze) legte der Hochschullehrer Widerspruch ein. Er bestreitet die Vorwürfe und spricht von einem Kesseltreiben, das die Gleichstellungsbeauftragte der Uni gegen ihn inszeniere. »Die Videos haben mit den Scheinen nichts zu tun«, versichert der Angeklagte. Ihre Scheine hätten die Seminarteilnehmer schon vorher bekommen.
Überraschend präsentierte Hartigs Verteidiger Dieter Cramer im Prozess die Videokassetten, von denen es zunächst geheißen hatte, sie seien nicht auffindbar. Die 15-minütigen, etwas schlüpfrig anmutenden Szenen in schlechter Qualität zeigen die Studentinnen, von Hartwig aufgenommen, in dessen »Privatseminar« über Körpersprache. »Ganz easy, ohne Verkrampfung dastehen und Größe zeigen«, fordert er die Frauen auf, »so wie das die Models machen«. Sexuelle Bezüge vermochte Staatsanwalt Karl Oppenkamp in den Videos nicht zu entdecken. »Man merkt aber, dass die Zeugin ängstlich ist und sich unwohl fühlt.« Aus dem Bußgeld erhalten die Studentinnen je 1000 Euro, der Rest geht ans Paderborner Frauenhaus.
Wegen zu häufiger Fehlzeiten hat das Rektorat Prof. Hartig zum 30. September 2006 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Gegen eine Kürzung seiner Bezüge klagt er beim Oberverwaltungsgericht. Derzeit erhält er nach eigenen Angaben »gut 2300 Euro Pension«.

Artikel vom 05.05.2007