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Familie päppelt Fuchs Foxi auf

Welpe vor dem Tod bewahrt - Schmelzflocken sind seine Lieblingsspeise

Von Kai Hasenbein
Höxter (WB). Mehr als ein Häufchen Elend war es nicht mehr, was völlig entkräftet am Straßenrand kauerte und auf den sicheren Tod wartete. Elf Tage sind seitdem vergangen - und Fuchswelpe »Foxi« springt wieder putzmunter über den Rasen der Familie Dürr aus Höxter.

Uota Dürr (32) und ihre Familie haben das tierische Findelkind im Ortsteil Ovenhausen ins Leben zurück geholt. Mittlerweile ist Foxi der Megastar eines ganzen Viertels. Und nicht nur das: Sogar der Grundschule und dem Kindergarten hat Foxi schon einen Besuch abgestattet und für helle Aufregung gesorgt. Ein Füchschen im Sachkundeunterricht: Da landet jedes Schulbuch doch sofort in der Ecke - und Sohnemann Max Dürr (7) berichtet exklusiv aus Foxis Leben.
Dabei stand es vor einigen Tagen gar nicht gut um den Säuger. Als Uota Dürr das kleine Knäuel am Höxteraner Stadtrand aufgefunden hatte, erweckte der jämmerliche Anblick zwar sofort ihre Hilfsbereitschaft. Doch außer ihr selbst glaubte kaum jemand daran, den Fuchs wieder aufpäppeln zu können. Auch der Tierarzt riet zum Einschläfern. »Doch noch auf dem Behandlungstisch wackelte das Tier plötzlich mit dem Ohr. Da habe ich entschieden: Es soll leben!«, erinnert sich Uota Dürr.
Das Reha-Programm im Hause Dürr erwies sich allerdings als Geduldsspiel: Sogar zum Fressen war Foxi zu schwach, so dass ihm alle 20 Minuten kleine Portionen Kraftbrühe eingeflößt wurden. Am dritten Tag wog der Fuchs schon 380 Gramm und hat sein Gewicht mittlerweile verdoppelt. Heute steht Rindergehacktes mit Schmelzflocken auf dem Speiseplan - und Foxi langt kräftig zu.
Die Freude an dem süßen Fratz wird innerhalb der Nachbarschaft nicht immer geteilt: Als Wurmtaxi und Gänsemörder haben Füchse einen höchst bescheidenen Ruf, die Tollwut ist gefürchtet. Uota Dürr hat sich jedoch bei zwei Veterinären bestmöglich abgesichert und einige Untersuchungen vornehmen lassen: »Beide Tierärzte waren der Meinung, dass von Foxi wohl keine Gefahr für Menschen in seinem Umfeld ausgeht.« Bedenken dieser Art hat der Familien-Schäferhund nicht: Ohnehin nah miteinander verwandt, liegen beide häufig eng umschlungen im Hundekörbchen.
Dennoch denkt Uota Dürr schon ans Abschiednehmen, denn auch Foxi entdeckt langsam seine wilde Seite: »Er faucht, zwickt und kratzt seit fünf Tagen, wenn ihm etwas nicht passt«. Die tränenreiche Nach-Foxi-Zeit hat die Pflegemutter ebenfalls schon geplant: »Wahrscheinlich wird er in zwei Wochen in einem Wolfsgehege im Kalletal ein neues Zuhause finden.«
Falls das nicht klappt, hat Tochter Selina Dürr (9) bereits ein Auswilderungsprogramm aufgelegt: Tägliche Waldspaziergänge im Puppenwagen sollen Foxi an mögliche wilde Zeiten gewöhnen. Was dann auf dem Speiseplan stehen wird, ist ungewiss. Auf keinen Fall Rindergehacktes mit Schmelzflocken...

Artikel vom 05.05.2007