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»Wir stehen ständig unter Strom«

Rodja Steinert ist der einzige Bielefelder, der den Rettungshubschrauber »Christoph 13« fliegt

Von Lars Rohrandt (Text und Fotos)
Brackwede (WB). Die Rettung aus der Luft hat in Ostwestfalen-Lippe einen Namen: »Christoph 13«. Der 38-jährige Polizei-Oberkommissar Rodja Steinert ist einer der Piloten des Rettungshubschraubers, der an der Rosenhöhe stationiert und seit 1976 im Einsatz ist. »Während der Dienstzeit stehen wir ständig unter Strom«, sagt der gebürtige Bielefelder. Denn ein Anruf der Leitstelle genügt, und nach zwei Minuten hebt »Christoph 13« ab.

»An meinen ersten Tag mit ÝChristoph 13Ü kann ich mich gut erinnern. Schließlich war es der 13. April 2000«, erzählt Steinert. Ein Freitag? »Das weiß ich nicht, ich bin nicht abergläubisch.« Zurzeit beträgt die tägliche Dienstzeit eines Piloten an der Rosenhöhe 15,5 Stunden. Denn gearbeitet wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Nachts finden keine Rettungsflüge statt. Zu gefährlich. Dann muss das »Bodenpersonal« ran. »Meine Aufgabe ist es, den Notarzt und den Rettungsassistenten möglichst schnell zum Einsatzort zu bringen«, sagt der 38-Jährige. Vier Tagesschichten absolviert ein Pilot am Stück.
1350 Einsätze fliegt »Christoph 13« im Jahr. Etwa 26 000 waren es seit 1976. »Im Sommer müssen wir an einem Tag bis zu zwölf Mal raus«, erzählt Steinert, der in Leopoldshöhe wohnt. Es gebe »saisonale Unterschiede« in der Luftrettung. Im Sommer ist mehr zu tun. »Zunächst einmal ist unsere Dienstzeit länger«, erklärt der Pilot. »Zum anderen gibt es aber auch mehr Verkehrs- und Reitunfälle. Auch die Hitze macht natürlich vielen zu schaffen.« Geschätzte 80 Prozent der Einsätze haben einen internistischen Hintergrund wie Schlaganfall oder Herzinfarkt. Für den Außenstehenden eine überraschende Zahl. »Wenn wir losfliegen, ist es eben kein sicheres Zeichen, dass es einen schweren Verkehrsunfall gegeben hat.«
Aufgewachsen ist Rodja Steinert im Bielefelder Westen. Abitur machte er am Max-Planck-Gymnasium, ehe er als Zeitsoldat eine Marinefliegerausbildung absolvierte. »Als ich noch an der Schule war, lief ÝTop GunÜ in den Kinos. Das hat mich sicherlich beeinflusst.« 1995 ging Steinert zum Bundesgrenzschutz (BGS, heute Bundespolizei) und schlug die Kommissarslaufbahn ein. Das dreijährige Fachhochschulstudium schloss er als Diplom-Verwaltungswirt ab. »Damals bin ich zwei Jahre lang nicht geflogen.« Mit der Militärlizenz in der Tasche absolvierte er 1998 einen Fliegerlehrgang des BGS in Bonn.
Steinerts Dienststelle ist Gifhorn. Dieser Stützpunkt der Fliegerstaffel Nord hat 16 Piloten im Einsatz, die auch für die Rettungshubschrauber in Brackwede und Hannover zuständig sind. In Gifhorn ist Steinert der einzige, der aus Ostwestfalen-Lippe stammt. Im Sommer oder Herbst erhält die Station an der Rosenhöhe ein neues Hubschrauber-Modell: »Eurocopter 135«. Steinert: »Das ist gut. Denn als Polizeihubschrauber kennen wir dieses Modelle schon. So fliege ich künftig nur zwei statt drei verschiedene Hubschrauber.«
In seiner Freizeit hält es Rodja Steinert am Boden. Beim Mountainbike-Fahren oder Wandern im Teutoburger Wald findet der 38-Jährige Entspannung.

Artikel vom 05.05.2007