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Magenta macht
gegen den
Vorstand mobil

Telekom-Beschäftigte im Warnstreik

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Mehr als 300 Beschäftigte der T-Com aus OWL haben gestern an bundesweiten Warnstreiks teilgenommen. An dem zentralen Protestzug in Bielefeld nahmen auch Kollegen aus Detmold, Gütersloh und Paderborn teil.

»Wir können den Unmut der Kollegen kaum zügeln«, sagt die Bielefelder Betriebsrätin Birgit Stock. Die Stimmungslage bei den Beschäftigten schwankt zwischen Existenzangst, Wut und Verärgerung über erheblichen Einschränkungen, die der Vorstand angekündigt hat.
Während die Hauptversammlung des börsennotierten IT-Unternehmens in der Köln-Arena ablief, machten Beschäftigte in Bielefeld auf die geplante Auslagerung von 1000 T-Com-Beschäftigten in OWL in eine Servicegesellschaft aufmerksam. Gleichzeitig hatte die Gewerkschaft Verdi zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Der Protestzug führte vom Philipp-Reis-Platz zur Hechelei.
Im Mittelpunkt der Protestaktion steht das Arbeitgeberangebot mit erheblichen Kürzungen des Einkommens um bis zu ein Drittel. Betriebsrat Olaf Weppelmann: »Das ist für die Kollegen nicht tragbar. Wir haben auch Familien, müssen Haus oder Wohnung abbezahlen und bekommen Strom nicht geschenkt.« Nach den Plänen des Vorstands soll die Arbeitszeit von 34 auf 38 Stunden steigen, gleichzeitig die Entlohnung um neun Prozent gekürzt und auf drei Jahre festgeschrieben werden. In drei Jahren endet aber auch 2010 der Auslagerungsschutz der Stellen ins Ausland, kritisiert Verdi.
Die Kritik der Telekom-Beschäftigten richtet sich in erster Linie gegen Management und massive Fehlentscheidungen. Wenn man in zehn Jahren 17 Umstrukturierungen versucht, kann es kein ordentliches Ergebnis geben, versichern sie. Die interne Kommunikation beim Kommunikationsriesen funktioniert nicht, bemängelt man. Das einstige Fernmeldeamt Bielefeld ist zerschlagen, die einzelnen Zentralen sind in Oldenburg (Netze), Hannover (Service) sowie Bielefeld (Callcenter). Der Draht zum Kunden ist schlecht.
Folge: Kunden wandern ab. Gewerkschafter wie Helmut Nowotzin warnen angesichts anstehender Änderungen wie Sparkassengesetz, Gemeindeordnung und Landespersonalvertretungsgesetz vor erheblichen Einschnitten für weite Teile der öffentlich Beschäftigten. Von den Maßnahmen der Telekom-Mitarbeiter erhofft man sich allerdings auch eine Signalwirkung: Nirgends ist der Organisationsgrad mit 70 Prozent so hoch wie in Magenta. Und heute tagt die große Tarifkommission.

Artikel vom 04.05.2007