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Hungerlohn im Restaurant tabu

Gastronomie-Tarif gilt jetzt für alle - mindestens 902 Euro

Von Edgar Fels
Bielefeld/Düsseldorf (WB). Sittenwidrige Löhne von weniger als vier Euro in der Stunde soll es im Hotel- und Gaststättengewerbe in NRW mit seinen 180000 Beschäftigten künftig nicht mehr geben.

Um Lohndumping zu stoppen, hat Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gestern die Tariflöhne der Branche für allgemein verbindlich erklärt. Die unteren drei Tarifgruppen sowie die tariflichen Ausbildungsvergütungen gelten nun für die Mitarbeiter der 44000 gastgewerblichen Betriebe in NRW. Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände unterstützen das Vorgehen.
»Im Hotel- und Gaststättengewerbe fand in den vergangenen Jahren ein Unterbietungswettlauf auf Kosten der Beschäftigten statt«, sagte Laumann. Dem werde jetzt ein Riegel vorgeschoben.
Beschäftigte der untersten Lohngruppe (Geschirr-Abräumer, Garderobenfrau) erhalten nun ein Monatseinkommen von 902 Euro, das entspricht einem Brutto-Stundenlohn von 5,21 Euro. Für die folgenden beiden Tarifgruppen gelten Löhne von 1220 (7,21 Euro/Stunde) und 1284 (7,59) Euro. Davon betroffen sind etwa Servierkräfte und Küchenhelfer oder das Reinigungspersonal. Die Stundenlöhne gelten auch für Aushilfen oder Minijobber, betonte ein Sprecher des Ministeriums gestern. Laumann sagte, damit würden gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Betreibe und Lohnsicherheit für die Beschäftigten geschaffen.
Grundsätzlich können Länder Tariflöhne einer Branche für allgemein verbindlich erklären. Voraussetzung ist, dass eine der Tarifparteien dies beantragt. In diesem Fall hatten die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) einen entsprechenden Antrag gestellt. Der Tarifausschuss beim Arbeitsministerium musste zustimmen.
Thomas Keitel, Hauptgeschäftsführer des Dehoga Ostwestfalen, nannte den Tarif »in Ordnung.« Die Branche könne keine »riesigen Löhne« zahlen, weil es ihr an Produktivität fehle. In OWL erhielten etwa 95 Prozent der Beschäftigten einen Stundenlohn von mehr als 7,50 Euro. Etwa die Hälfte der Betriebe in der Region sei im Dehoga organisiert, sagte Keitel.

Artikel vom 04.05.2007