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Das Schweigen
hat ein Ende

Erste Aussage im Piepenbrock-Mord

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Im Prozess um den Piepenbrock-Mord ist die Mauer des Schweigens gebrochen. Einer der mutmaßlichen Todesschützen hat gestern vor dem Bielefelder Schwurgericht als erster der fünf Angeklagten eine Aussage gemacht und einen Komplizen belastet.
Will unerkannt bleiben: Peter J. mit Anwalt Holger Rostek.
Der Russe Dimitry C. (40) und der Deutschrusse Peter J. (30) sollen am 7. September 2006 den Leiter der Bielefelder Niederlassung der Reinigungsfirma Piepenbrock, den 41-jährigen Frank Bodo W., mit drei Schüssen ermordet haben. Auftraggeberin soll die Geliebte des Opfers gewesen sein, die Deutschrussin Axana P. (35). Die Piepenbrock-Angestellte soll befürchtet haben, ihr Chef und Geliebter könne ihre Betrügereien in der Firma enttarnen.
Peter J. ließ gestern durch seinen Verteidiger Dr. Holger Rostek erklären, er sei von Viktor M. (29) gefragt worden, ob er dem Frank Bodo W. »eine Abreibung« verpassen könne. Frank Bodo W. beschäftige illegal Ausländer »und bezahlt die schlecht«. Wenige Tage darauf habe M. seine Absicht konkretisiert und gesagt, »der Mann müsse weg«.
Für den Mord will Peter J. dann seinen Freund Dimitry C. angeheuert haben. Der Russe habe zur Fahrt nach Bielefeld einen Fiat Tipo besorgt. Was die Mordkomplizen nicht wussten: Der Wagen war von Bundespolizisten mit einem GPS-System zur Ortung gespickt worden. Beide Männer standen in Verdacht, Mitglieder einer Schleuserbande zu sein.
Erstmals in Bielefeld war das Duo am 31. August. Unverrichteter Dinge zogen die gedungenen Verbrecher wieder ab, sie hatten keinen Zugang zu dem Gebäude der Reinigungsfirma. Am 7. September kamen sie nach Bielefeld zurück. C. habe den Wagen allein verlassen, sei nach wenigen Minuten zurückgekehrt. Über die Tat habe man nicht gesprochen, ließ Peter J. gestern erklären. Man sei dann über die A 2 nach Hamm gefahren, dort sei die Waffe entsorgt worden. Dass ausgerechnet seine DNA-Spuren auf der Pistole gesichert wurden, nicht aber die des Komplizen, dafür hatte J. gestern eine Erklärung: Er müsse die Waffe wohl kurzzeitig in der Hand gehabt haben.
Nach dieser ersten Aussage eines der Angeklagten sind die Komplizen in Zugzwang geraten. Peter J. erhofft sich mit dem Vorpreschen zweifellos eine Verurteilung nur wegen Beihilfe zum Mord (drei bis 15 Jahre Haft) statt einer lebenslangen Haft. Schwurgerichts-Vorsitzende Jutta Albert deutete gestern an, der Prozess gegen J. könne abgetrennt werden. Erwartet wird nun auch die Aussage des Russen Nikolai W. (38), der bei der Kripo ein Geständnis abgelegt hat, jedoch aus Furcht vor Repressalien in der Haft schweigt.

Artikel vom 04.05.2007