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Alkoholexzesse machen Sorgen

Suchtbericht der Bundesregierung - Zahl der Drogentoten weiter gesunken

Berlin (dpa). Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist auf den niedrigsten Stand seit 1989 gesunken.
Auf der anderen Seite fangen aber viele Jugendliche immer früher an zu rauchen oder übermäßig Alkohol zu trinken. Das geht aus dem Drogen- und Suchtbericht hervor, den die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), gestern in Berlin vorlegte. Demnach starben im vergangenen Jahr 1296 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen, 30 weniger als 2005. Etwa 1,6 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig.
Mit Blick auf wiederholte Alkoholexzesse unter Jugendlichen warnte Bätzing eindringlich vor einer Verharmlosung von Alltagsdrogen. Auch wenn der Alkoholkonsum unter Jugendlichen insgesamt rückläufig sei, beginne ein Teil der Jungen und Mädchen immer früher und exzessiver zu trinken, sagte sie. Forderungen nach schärferen Gesetzen gegen so genannte Flatrate-Partys erteilte Bätzing aber eine Absage.
Die geltenden Regelungen und Altersgrenzen für die Alkoholabgabe an Jugendliche (16 Jahre für Bier und Wein, 18 Jahre für Schnaps) seien ausreichend. Nötig seien aber strengere Kontrollen der Kommunen in Gaststätten und Kneipen. Nach jüngsten Analysen der Kaufmännischen Krankenkasse sind die Klinikbehandlungen wegen übermäßigen Alkoholgenusses in der Altersgruppe der 15- bis 20-jährigen in den Jahren 2001 bis 2006 um 40 Prozent gestiegen.
Mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland trinken laut Bätzing »in riskanter Weise« Alkohol. Von den 12- bis 25-Jährigen greift dem Bericht zufolge jeder Fünfte regelmäßig zum Glas oder zur Flasche. Etwa jeder Dritte der über 18-Jährigen raucht, davon die Mehrheit täglich. Zwischen 1,4 und 1,9 Millionen Menschen gelten als medikamentenabhängig, zwei Drittel davon sind Frauen. Etwa 200 000 Freizeitsportler nehmen regelmäßig Doping-Mittel zu sich.
Der Missbrauch von Alltagsdrogen sei kein Randgruppen-, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem, sagte Bätzing und rief zu einem verantwortungsbewussten und maßvollen Konsum auf. Jeder Einzelne müsse sich immer wieder die Frage stellen: »Wann ist selbst wenig zu viel?« Rund 140 000 Menschen sterben laut Bätzing jährlich an den Folgen des Tabak- und 40 000 an den Folgen des Alkoholkonsums. Der Pro-Kopf-Konsum von mehr als zehn Litern reinen Alkohols pro Jahr sei in Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin hoch.
Mit Blick auf die geplanten Nichtraucherschutz-Gesetze in Bund und Ländern sprach Bätzing von einem »großen und erfolgreichen Schritt«, plädierte aber erneut für möglichst klare Verbote ohne Ausnahmen auch in der Gastronomie. Zudem gab sie das Ziel aus, die Raucherquote unter Jugendlichen bis 2008 von derzeit 20 auf 17 Prozent zu senken.
Die Projekte zur Abgabe von künstlichem Heroin (Diamorphin) an Schwerstabhängige in mehreren deutschen Städten bezeichnete Bätzing als »Erfolg«. Sie rief die Union erneut auf, ihren Widerstand gegen eine gesetzliche Regelung zur Fortführung der Projekte aufzugeben. Gleichzeitig kündigte Bätzing einen verstärkten Kampf gegen missbräuchlichen Cannabis-Konsum unter Jugendlichen an. Zwei Millionen vorwiegend junge Menschen konsumieren dem Bericht zufolge regelmäßig Cannabis,

Artikel vom 04.05.2007