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Streit bei der Telekom

Rosa und rote Brillen


Da war sie kürzlich wieder, eine der heute üblichen honigsüßen Vorstand-Mails an die »lieben Mitarbeiter«. Sie seien »das Wichtigste, was wir im Unternehmen haben«. Der das geschrieben hat, will bei der Deutschen Telekom gleichzeitig tausende Arbeitsplätze abbauen und 50 000 Stellen ausgliedern.
René Obermann, der neue Telekom-Chef, tut derzeit einiges, um die Aktionäre in Laune zu bringen. Trotz schlechterem Ergebnis erhalten sie die gleiche Dividende wie im vergangenen Jahr. Die Anteilseigner können dies als kleine Entschädigung dafür sehen, dass die Aktie in den vergangenen drei Jahren bei knapp über 13 Euro verharrt hat, während sich andere Werte auf Höhenflug begaben. Die Beschäftigten jedoch, die mehr arbeiten und - wieder einmal - auf Gehalt verzichten sollen, werden es schwer verstehen.
Nun soll der ohnehin schlechte Telekom-Service auch noch mit weniger Personal verbessert werden. Um das als Kunde im T-Punkt oder an der Hotline zu verstehen, muss man vermutlich die rosa Brille aufsetzen. Sie ist seit Jahren einiges an Zick-Zack-Kurs gewohnt.
Wer allerdings statt der rosa die rote Brille von Verdi aufsetzt, sieht auch nicht klarer. Die Gewerkschaft trat nicht nur stets dafür ein, dass den Beschäftigten alle Vorzüge eines Staatsunternehmens auch an der Börse erhalten bleiben. Sie schloss zudem noch mit der Konkurrenz Tarifverträge, die die Telekom klar benachteiligen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 04.05.2007