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Der Himmel bleibt königsblau

Schalke verteidigt durch Kuranyis 1:0 gegen Nürnberg den Spitzenplatz

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Als die Partie angepfiffen wurde, da leuchtete der Himmel über der Arena königsblau. Zwischen 15.56 und 16.50 Uhr verdunkelte sich dafür aber das Tabellenbild, der VfB Stuttgart hatte die Führung übernommen.

Doch nach dem Siegtreffer von Kevin Kuranyi in der 64. Minute war der FC Schalke 04 wieder auf der Sonnenseite. 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg, Spitzenposition verteidigt, das meisterliche Ziel rückt immer näher. Hamit Altintop, der zum FC Bayern München wechselt und sich unbedingt mit der Schale verabschieden möchte, er sieht schon die Linie: »32 Runden haben wir geschafft. Jetzt sind es nur noch zwei Schritte.« Wieder löste der Titelkandidat eine komplizierte Hausaufgabe. Vor eigenem Publikum haben die Schalker ihre Lektion gelernt. Gegen Leverkusen (0:1) und den HSV (0:2) waren sie noch in Konter gelaufen.
Das sollte danach nicht mehr passieren. Mit höchster Konzentration, viel Geduld und verschärftem Druck nach der Pause landeten sie nur noch Siege ohne Gegentor. 1:0 gegen Stuttgart, 2:0 gegen Gladbach, 2:0 gegen Cottbus und jetzt das 1:0 gegen Nürnberg. Spiele nach dem gleichen Muster. Nicht besonders schön, aber höchst effektiv. »Die Mannschaft hat immer die Ruhe bewahrt, sie hat auf ihre Chance gewartet - und dann haben wir den entscheidenden Treffer gesetzt«, freute sich Trainer Mirko Slomka.
Mittelfeldmann Fabian Ernst störte es überhaupt nicht, dass es nach einer Stunde immer noch 0:0 stand: »Ich habe fest an unser Tor geglaubt. Es war nur eine Frage der Zeit.« Und in Minute 64, da war es soweit. Flanke Hamit Altintop, Kopfball Kevin Kuranyi. Saison-Treffer Nummer 15 für den Angreifer, der nicht nur wegen dieser Szene später ein Extra-Lob von Manager Andreas Müller bekam: »Kevin ist inzwischen ein echter Führungsspieler, der die Kollegen mitreißt und antreibt.«
Eine meisterliche Entwicklung. Denn während der Vorrunde war Kuranyi noch der oft ausgepfiffene »Buhmann« in der Arena, jetzt feiern sie ihn. Auch die WM-Ausbootung hat er längst abgehakt, er zählt wieder zur ersten deutschen Kicker-Garnitur und will seine tolle Rückrunde krönen: »Wir können etwas Großes erreichen, wir können Meister werden. Ich denke fast nur noch an dieses Ziel.«
Wie alle Schalker. Schon seit dem 4. Februar, als mit dem 2:0-Sieg in Bremen der Gipfel erklommen wurde. Dass sie jetzt doch noch abstürzen könnten, davon redet keiner. Warum auch? Optimistisch gehen sie in die letzten Partien, Gerald Asamoah mimt die Rolle des zuversichtlichen Strahlemanns am besten: »Wo ich Meister werden will? In Dortmund oder gegen Bielefeld? Am liebsten hätte ich heute schon die Schale in der Hand.« Oder sie spielen den Selbstbewussten. Das kann Ernst gut: »Was spricht gegen uns?« Vielleicht der arrogante Auftritt in Bochum? Doch diese unnötige Niederlage wird verdrängt, auch hier wollen die Königsblauen ihre Lehren gezogen haben. Kuranyi kündigte an: »Gegen den VfL haben wir nur 25 Minuten gespielt. Das passiert uns nicht noch einmal. In der nächsten Auswärtspartie werden wir über die volle Distanz alles geben.«
Das dürfte auch nötig sein, denn der Gegner heißt Borussia Dortmund. Ein Derby von höchster Brisanz. Dass die Schwarz-Gelben das rettende Ufer bereits erreicht haben, macht den Auftrag nicht leichter. Sie können ohne Druck auflaufen und den Schalkern in die Meistersuppe spucken, das wäre für die Schwarz-Gelben ein besonderes Vergnügen nach ihrer nicht sonderlich lustigen Saison.
Also: »Endspiel« in Dortmund? Daran glaubt Slomka nicht: »Die Entscheidung fällt erst am letzten Spieltag.« Hier hängen vor der Arena schon die finalen Plakate: Samstag, 19. Mai, 15.30 Uhr: FC Schalke gegen Arminia Bielefeld.

Artikel vom 07.05.2007