07.05.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Talsperre hilft
mit Wasser aus

Trockenheit senkt Pegel der Weser

Von Dietmar Kemper
Minden/Detmold (WB). Nicht nur Landwirte und Gärtner warten auf den für diese Woche angekündigten Regen. »Niedrigwasser auf der Weser haben wir eigentlich nur im Herbst«, beklagt Herbert Griesbach vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Minden. Wasser aus der Edertalsperre müsse derzeit die Folgen der Trockenheit ausgleichen.

Bei Bad Karlshafen ist die Weser 117 Zentimeter tief, in Porta 162. Rekorde sind das nicht. Es war schon weniger Wasser im Fluss, sagte Griesbach dieser Zeitung und nannte das Jahr 1959: Damals zeigte der Pegel in Bad Karlshafen nur 48 Zentimeter an. In Porta wiederum wurden vor 16 Jahren lediglich 92 Zentimeter gemessen.
Die Schifffahrt auf der Weser sei trotz der Trockenheit nicht gefährdet, erläuterte Griesbach. Allerdings könnten die Reeder weniger Fracht transportieren als sonst. Entlang der Weser wird alle 40 Kilometer der Wasserstand gemessen. Und was ist mit den kleineren Flüssen und Bächen in Ostwestfalen-Lippe? Hier zeigt sich, dass der Orkan »Kyrill« auch eine gute Seite hatte. Der mit ihm verbundene heftige Regen erhöhte zwischen dem 17. und 19. Januar die Grundwasserreserven, die jetzt die Trockenheit mildern. »Wir zehren noch vom Wasserstandsniveau, das Kyrill hinterlassen hat«, sagte Peter Marcinowski vom Dezernat Umweltüberwachung/Hydrologie der Bezirksregierung Detmold dieser Zeitung.
Mit dem Orkan war der Regen gekommen. Mehr als 70 Liter Niederschlag pro Quadratmeter maßen Hydrologen in Teilen Ostwestfalen-Lippes. Dadurch schwollen die Flüsse Werre, Bega, Emmer und Lippe stark an. Während Meteorologen in Deutschland den wärmsten April seit Jahrzehnten ermittelten, habe die Schönwetterperiode in den Gewässern noch nicht für Wasserknappheit gesorgt, erläuterte Marcinowski: »Viel Wasser führen die Flüsse und Bäche nicht, aber 1960, 1976 und 1996 waren die Pegel in einem April noch niedriger.« Und was den Grundwasserstand angehe, habe er im April höher gelegen als vor einem Jahr. Marcinowski und seine Kollegen messen die Niederschlagsmengen und beobachten, wie Regen abfließt. 107 Pegel an oberirdischen Gewässern, 2000 Grundwassermessstellen und 84 Niederschlagsstationen im Regierungsbezirk Detmold werden ausgewertet. Auch wenn die Hydrologen die Folgen der Trockenheit als »noch nicht besorgniserregend« einstufen, wünschen sie sich Regen. Halte das Wetter an, könne für Fische der Sauerstoff knapp werden. Kommt der Regen nicht, wollen Marcinowski und seine Kollegen in dieser Woche auch den Wasserstand von Bächen und Flüssen ohne Pegel untersuchen.

Artikel vom 07.05.2007