05.05.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Metalltarif:
4,1 Prozent mehr Lohn

Streik in letzter Minute abgewendet

Sindelfingen (dpa). Mit einer Einigung in letzter Minute haben IG Metall und Arbeitgeber den ersten Streik in der Metall- und Elektroindustrie seit fünf Jahren abgewendet.Die Pfiffe haben sich gelohnt. Die Metaller erhalten mehr Geld.Foto: dpa

Die Beschäftigten erhalten von Juni an 4,1 Prozent mehr Geld. Nach 12 Monaten gibt es eine weitere Erhöhung der Löhne und Gehälter um 1,7 Prozent. Zudem wird eine Einmalzahlung von 400 Euro für April und Mai 2007 überwiesen. Darauf haben sich die Tarifparteien am Freitag in Sindelfingen nach mehr als 20-stündigen Verhandlungen geeinigt. Die Laufzeit beträgt insgesamt 19 Monate bis Ende Oktober 2008.
Die Einigung für 800 000 Beschäftigte in Baden-Württemberg wird bei IG Metall und Arbeitgeberverband Gesamtmetall als Pilotabschluss für die gesamte Branche mit bundesweit 3,4 Millionen Beschäftigten gewertet. Beide Seiten empfahlen ihren Gremien in den anderen Tarifgebieten, den Sindelfinger Abschluss zu übernehmen. Die Tarifparteien verständigten sich für die zweite Stufe des Abschlusses auf einen befristeten Konjunkturbonus von Juni 2008 an in Höhe von 0,7 Prozent. Der Start der zweiten Stufe kann zudem auf Betriebsebene um bis zu vier Monate verschoben werden. Im Gegenzug hat es die IG Metall geschafft, eine Differenzierung des Weihnachtsgeldes abzuwehren.
Der Verhandlungsführer der Arbeitnehmer, Baden-Würtembergs IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann, sagte: »Das ist ein Ergebnis mit Augenmaß, aber ohne Bescheidenheit.« Ohne die massiven Warnstreiks wäre der Abschluss aber nicht möglich gewesen, sagte er. Südwestmetallchef Stefan Roell sagte: »Wir wollten unter den vier Prozent bleiben.« Allerdings sei die wirtschaftliche Lage der Unternehmen gut und habe sich in den vergangenen Wochen weiter verbessert. Er bezeichnete das Ergebnis angesichts der »unerwartet guten Entwicklung der Branche als angemessen und ausgewogen«. Die längere Laufzeit des Tarifvertrages verschaffe den Unternehmen Planungssicherheit fast bis Ende 2008.
Nach Darstellung von Gesamtmetall belastet der Tarifabschluss die Betriebe 2007 mit 3,9 Prozent und in den ersten 10 Monaten des Jahres 2008 mit 2,1 Prozent. Über die gesamte Laufzeit gerechnet betrage die Belastung pro Jahr 3,3 Prozent. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser sprach von einer Vorleistung der Betriebe auf die Zukunft, die »nun durch die Leistung der Mitarbeiter gedeckt werden« müsse. Die IG Metall war mit der Ausgangsforderung von 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt in den Tarifkonflikt gegangen. Seite 4: Kommentar
Wirtschaft: Hintergrund

Artikel vom 05.05.2007