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Läuft die Jugend aus dem Ruder?

Fachtagung zu Kriminalität und Gewalt von Heranwachsenden


Bielefeld (hu). Nimmt die Kriminalität von Jugendlichen zu, oder »läuft unsere Jugend gar aus dem Ruder«? Eine Frage, die Bielefelds Polizeipräsident Erwin Südfeld gestern mit einem klaren Nein beantwortete. Südfeld war einer der Teilnehmer einer Fachtagung zum Thema »Jugend und Kriminalität - Jugend und Gewalt«, zu der der Sozial- und Kriminalpräventive Rat (SKPR) der Stadt in den Großen Saal des Neuen Rathauses eingeladen hatte.
Etwa 70 Teilnehmer aus den verschiedensten Bereichen, von Lehrern über Mitarbeiter des Jugendamts, der Drogenberatung und des Frauenbüros bis zu Sozialarbeitern waren zu der Veranstaltung gekommen. Norbert Schaldach vom Verein »Kreis 74«, der in der Straffälligenhilfe aktiv ist, hatte die Fachtagung organisiert. »Ziel ist es auch, eine fundierte Gesamtsicht zu bieten und die Diskussion um Jugendkriminalität zu versachlichen«, erklärte Schaldach. Oberbürgermeister Eberhard David wünschte sich in seinem Grußwort, dass es »uns gelingt, auch Vorschläge für einen geeigneten Umgang mit der Problematik zu erhalten«.
Nimmt Jugendkriminalität überhaupt zu? Wie aussagekräftig ist die polizeiliche Kriminalstatistik? Auf diese Fragen gab Prof. Dr. Bernhard Villmow vom Institut für Kriminalwissenschaften an der Universität Hamburg Antworten. Und die rückten manchen subjektiven Eindruck in ein anderes licht. »Manchmal habe ich den Eindruck, dass differenzierte Erkenntnisse bei Politikern und Bürgern nicht gefragt sind«, sagte Villmow. Klar sei jedoch, dass Polizeistatistiken nur eine sehr begrenzte Aussagekraft über Jugendkriminalität haben - unter anderem wegen unterschiedlich intensiver Strafverfolgung. Ein deutlicher Anstieg der Kriminalität und Gewalt von Jugendlichen sei jedoch nicht erkennbar, ebenso wenig wie eine größere Brutalität bei den Delikten.
Wie Jugendkriminalität im Vorfeld verhindert werden kann, damit befasste sich Dr. Frank Robertz vom Institut für Gewaltprävention und angewandte Kriminologie in Berlin.

Artikel vom 04.05.2007