03.05.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Reisen der Frau Täube

Sensationelle Ausstellung alter Glasbilder in Köln

Von Christoph Driessen
Köln (dpa). Detailgenau bis zur Verfärbung eines Fingernagels sind die Meisterwerke rheinischer Glasmalerei, die von heute an bis 29. Juli im Museum Schnütgen ausgestellt sind.

Kunsthistoriker bezeichnen die Schau als »Sensation«. In jedem Fall aber ist sie eine Entdeckung. Denn dass rheinische Meister vor 500 Jahren Glasbilder von solcher Qualität hervorgebracht haben, war bisher unbekannt. In zehnjähriger Spürarbeit hat die stellvertretende Museumsdirektorin Dagmar Täube die 120 Glasmalereien wieder aufgespürt - vor allem in England. Die Darstellungen mit Motiven aus der Bibel und aus Heiligenlegenden entstanden zu Beginn des 16. Jahrhunderts mitten in den Wirren der Reformation. Es waren Auftragsarbeiten für die Kreuzgänge der Klöster Altenberg, St. Apern, Mariawald und Steinfeld im Bergischen Land und in der Eifel.
Dass sie aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwanden, kam so: 1802 wurde das Rheinland von Napoleon besetzt. Der Franzosenkaiser löste die Klöster auf; auch die Glasfenster wurden versteigert. In Deutschland interessierte sich kaum einer dafür, nur einige exzentrische Adelige aus England wussten sie zu schätzen. Sie kauften die Bilder und ließen sie auf ihren Schlössern in Privatkapellen einsetzen. »Wir können von Glück sagen, dass die Bilder damals in so gute Hände gekommen sind«, sagt Täube. Zahllose Reisen auf die Insel waren nötig, ehe Dagmar Täube die 120 Bilder für drei Monate an ihren Entstehungsort zurückbringen konnte.
Das Schnütgen-Museum zeigt die Bilder in aufwändiger Hängung wie in einem Kreuzgang, so dass man sich vorstellen kann, durch ein altes Kloster zu schreiten. Beim Aufspüren der Bilder wurden so viele Entdeckungen gemacht, dass der Ausstellungskatalog 2,5 Kilo schwer geworden ist.
www.museenkoeln.de

Artikel vom 03.05.2007