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Lola lässt ihren
Charme spielen

Gala mit Filmpreisverleihung

Berlin (ddp). Der deutsche Film soll bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises morgen Abend noch glamouröser als in den Vorjahren gefeiert werden.
Kritisiert das Verfahren: Hans Weingartner.

»Wir haben allen Grund, stolz zu sein«, sagte der künstlerische Leiter der Gala, Nico Hofmann, gestern angesichts von 35 Millionen Kino-Besuchern in deutschen Produktionen im vergangenen Jahr. Optisch soll sich das in einer ausgefeilten Bühnenpräsentation ausdrücken. Verliehen werden die »Lolas« auf einer in Rot gehaltenen pompösen Bühne, auf deren Boden Filmausschnitte gezeigt werden können. Eingerahmt wird die Bühne von zwei überdimensionalen Lolas.
Hofmann freute sich zudem auf die »höchste Promidichte in Berlin«. Neben nominierten Hauptdarstellern wie Hannah Herzsprung (»Vier Minuten«) und Jürgen Vogel (»Der frei Wille«) werden Gäste wie die Schauspieler Moritz Bleibtreu und Daniel Brühl sowie der Regisseur und Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck (»Das Leben der Anderen«) im Palais am Funkturm erwartet.
Als Favoriten im Rennen um die Lola gelten mit jeweils acht Nominierungen die Filme »Das Parfum« von Tom Tykwer und »Vier Minuten« von Chris Kraus. Bereits fest steht, dass Armin Mueller-Stahl mit dem Ehrenpreis für hervorragende Verdienste ausgezeichnet wird.
Der Regisseur Hans Weingartner (»Die fetten Jahre sind vorbei«) hat die Abstimmungspraxis der Jury des Deutschen Filmpreises kritisiert. Weingartner spricht in der Wochenzeitung »Die Zeit« von einem »Massenabstimmungsverfahren, das es radikalen, künstlerisch innovativen Filmen extrem schwer macht«. Weingartner ist selbst Mitglied der 2003 gegründeten Deutschen Filmakademie, die die Preisträger auswählt. Das Preisgeld in Höhe in insgesamt 2,9 Millionen Euro kommt von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU).
Weingartner plädiert für ein Doppelsystem: »Die Lola als populärer Filmpreis nach dem Vorbild der Oscars. Und der mit öffentlichen Geldern verbundene Filmpreis als Förderpreis für den künstlerisch oder thematisch innovativen Film«, forderte der österreichische Regisseur.
Der Dokumentarfilmer Andres Veiel (»Black Box BRD«) warf der Filmakademie vor, als Vertretung der deutschen Filmbranche versagt zu haben. Sie habe die wichtigen politischen und filmpolitischen Debatten verpasst und es nicht geschafft, sich jenseits der Vergabe des Filmpreises öffentlich zu positionieren, sagte Veiel der »Zeit«. Fatih Akin, 2004 mit »Gegen die Wand« Lola-Gewinner und im vergangenen Jahr aus der Akademie ausgetreten, kritisierte, dass viele der einzeln und ohne Diskussion abstimmenden Mitglieder die Filme zu Hause auf zugeschickten DVDs sichten und nicht im Kino sehen.
Filmemacher Michael »Bully« Herbig moderiert die Preisverleihung bereits zum dritten Mal. Das ZDF überträgt die Gala morgen von 21.15 Uhr an.

Artikel vom 03.05.2007