03.05.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kassen fordern
Geld zurück

Manipulation im Gesundheitswesen

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Die Ersatzkassen haben in Nordrhein-Westfalen Abrechnungsmanipulationen im Gesundheitswesen aufgedeckt und 1,7 Millionen Euro zurückgefordert.
Massage mit Sesamöl: Kassen achten auf die richtige Abrechnung.
Nach Angaben der Arbeitsgruppe »Abrechnungsmanipulationen« der Ersatzkassen sind im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein in den Jahren 2005 bis 2006 knapp 200 Verdachtsfälle untersucht worden. Ein konkreter Verdacht habe sich in 42 Fällen bestätigt. Mehr als eine Million Euro Rückzahlungen seien geltend gemacht worden. Damit hätten die Forderungen einen neuen Höchststand erreicht, sagte Andreas Hustadt, Leiter der Ersatzkassen-Landesvertretung NRW.
Im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe seien 700 000 Euro zurückgefordert worden, teilten die Ersatzkassenverbände mit. Die meisten Fälle der Rückforderungen beträfen in Nordrhein und Westfalen-Lippe Heilmittelerbringer wie zum Beispiel Logopäden, Krankengymnasten und Massage-Praxen.
Den Hauptteil der Manipulationen im Gesundheitswesen bildeten klassische Betrügereien wie Verordnungsfälschungen oder Rabattunterschlagungen, sagte Hustadt. 55 Prozent der Rückzahlungen resultierten aus solchen Straftaten. Die Staatsanwaltschaft werde in solchen Fällen regelmäßig informiert.
30 Prozent der Rückzahlungssumme entfalle auf Falschabrechnungen, zum Beispiel durch Abrechnungen von Zertifikatsleistungen. So habe ein Krankengymnast neurophysiologische Behandlungsmethoden oder Lymphdrainagen abgerechnet, obwohl er dazu nicht berechtigt ist.
15 Prozent bildeten Vertragsverstöße wie das Abrechnen von Leistungen, obwohl keine fachliche Leistung nachgewiesen wurde oder die Abgabe von Heilmitteln in nicht zugelassenen und damit nicht auf ihre Eignung hin überprüften Betriebsstätten. Hustadt: »Dank moderner EDV und einer zentralen Erfassung der Zulassungs- und Abrechnungsdaten kommen wir heute eher Ungereimtheiten im Gesundheitswesen auf die Schliche.«
Systematisch würden die Abrechnungen und Unterlagen von Ärzten, Zahnärzten sowie Heil- und Hilfsmittelerbringern ausgewertet. Dadurch seien eine Vielzahl von Falschabrechnungen, Manipulationen und Vertragsverstößen festgestellt worden. Die Ersatzkassen würden in diesem Jahr ihre Ermittlungsarbeiten intensivieren, kündigte Hustadt an.
Im Bereich Nordrhein hatten sich Rückforderungen an Heilmittelerbringer (27 Fälle), Zahnärzte (vier Fälle), Hilfsmittelerbringer (acht Fälle), Ärzte (zwei Fälle) und in einem Fall an einen Krankentransportunternehmer gerichtet. Fallzahlen für Westfalen-Lippe werden derzeit noch erarbeitet.

Artikel vom 03.05.2007