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Zu wenig Besucher: Wisa 2008 wackelt

Organisatorin Heide Beermann will Konzept der Verbraucher-Messe vollständig überdenken

Sennestadt (WB). Die Verbraucher-Messe Wisa steht vor einer ungewissen Zukunft. Organisatorin Heide Beermann überlegt, die Messe in den kommenden zwei bis drei Jahren ausfallen zu lassen, um das Konzept zu überdenken. Im Gespräch mit WESTFALEN-BLATT-Mitarbeiter Peter Monke äußerte sich Beermann zu den aktuellen Problemen der Messe und über Wege, diese zu lösen.

Frau Beermann, wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der gerade zu Ende gegangenen Wisa?
Heide Beermann: Sehr unzufrieden - vor allem in Bezug auf die Besucherzahlen. Insgesamt stagnieren sie auf dem niedrigen Niveau der vergangenen Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr sind es jedoch noch einmal weniger Besucher gewesen.

Wie reagieren die Aussteller auf dieses Problem?
Beermann: Die sind natürlich ebenfalls unzufrieden. Ich rechne damit, dass die Hälfte von ihnen bei einer Neuauflage im kommenden Jahr nicht mehr dabei wäre. Früher konnten Aussteller ein oder zwei schlechte Jahre verkraften. Heute ist der Druck, Gewinne machen zu müssen, so hoch, dass dies nicht mehr geht. Was mich jedoch geärgert hat ist, dass einige Aussteller vor Ende der Messe ihre Zelte abgebrochen haben.

Was genau ärgert Sie daran?
Beermann: Das ist eine Unart dem Besucher gegenüber. Gerade wenn nur wenige kommen, muss ich mich um diese besonders bemühen. Letztlich sitzen wir bei einer Messe schließlich alle in einem Boot. Ich habe auch die Kosten im Genick und schwitze Blut und Wasser, wenn der Besucherstrom nicht wie erhofft fließt. Einfach mittendrin aufhören kann ich deshalb aber noch lange nicht.

Was muss passieren, damit es der Wisa wieder besser geht?
Beermann: Es muss sich grundsätzlich etwas ändern. Das fängt bereits beim Messegelände an. Regnet es, müssen Besucher und Aussteller durch den Matsch waten. Scheint die Sonne, staubt es ungemein. Das ist so, als ob man das leckerste Essen auf einem dreckigen Teller serviert. Das will dann auch keiner essen. Das Gelände ist seinerzeit ja auch der Grund gewesen, warum wir Sennestadt vorübergehend verlassen und 2003 in Oldentrup ausgestellt haben. Seither ist die Wisa ein Verlustgeschäft. Eines ist jedoch klar: Eine Wisa, wie es sie früher gab, mit Auftritten von großen Stars wie Roberto Blanco oder den Kessler-Zwillingen, ist heute nicht mehr finanzierbar. Auch wenn viele Besucher diesem Konzept nachtrauern.

Fühlen Sie sich von der Stadt Bielefeld bei der Planung im Stich gelassen?
Beermann: So will ich das nicht formulieren, aber dass ich seit Jahren dafür kämpfe, dass ein Teil des Messegeländes sauber asphaltiert wird, ist ja bekannt. Ich wünsche mir schon lange Hilfe bei der Organisation der Messe. Viele denken ja, dass ich die Wisa bin. Dabei stehe ich nur deshalb so sehr im Zentrum und entscheide, weil mir keine andere Wahl bleibt. Mitstreiter sind jederzeit willkommen, denn diese Arbeit schlaucht enorm, und ich bin nach all den Jahren müde und habe keine Kraft mehr, allein weiterzukämpfen.

Das klingt, als stünde die Wisa mehr denn je vor einer ungewissen Zukunft?
Beermann: Ich werde mir jetzt erstmal ein Vierteljahr Pause gönnen und genau nachrechnen, denn das, was in guten Zeiten als Finanzpolster aufgebaut wurde, ist jetzt aufgezehrt. Auch wenn Geld für mich nie das Wichtigste war, muss ich mich fragen, ob es noch realistisch und wirtschaftlich ist, jeden Tag bis zu 14 Stunden für die Messe zu arbeiten - ohne Freizeit und ohne Urlaub - und dann am Ende noch Geld zuschießen zu müssen.

Wird es 2008 eine Wisa geben?
Beermann: Das steht heute noch nicht fest. Ich denke darüber nach, das Projekt zwei oder drei Jahre ruhen zu lassen, Kraft zu schöpfen und das gesamte Konzept zu überdenken. Ich brauche Distanz, um mich nicht festzurennen. Gut wäre ein Gedankenaustausch mit den Entscheidungsträgern der Stadt. Ich wünsche mir, dass ein Schlussstrich unter die Vergangenheit gezogen und gemeinsam an einem Neustart der Messe gearbeitet wird. Dann, davon bin ich überzeugt, kann die Wisa auch wieder erfolgreiche Zeiten erleben.

Artikel vom 03.05.2007