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Moss entfesselt Kaufrausch

Kunden reißen sich um Blusen und Hosen vom britischen Supermodel

Von Annette Reuther
London (dpa). Als Supermodel Kate Moss im roten Kleid zwischen Schaufensterpuppen hindurch schreitet, schnellen Handykameras in die Höhe, es kreischt aus hundert Kehlen. »Es ist wie bei Take That«, ruft die Schülerin Lucy. Nach 15 Sekunden ist die Show vorbei und der Kaufrausch geht los.

Die Kollektion von Kate Moss für die Modekette Topshop kam am 1. Mai in die 225 Filialen in Großbritannien. Schon bei der Vorabpräsentation am Montagabend in London rissen sich die Kaufwütigen, die bis zu sieben Stunden gewartet hatten, um die Teile und kauften, was sie konnten. Auf die feine englische Art wollte sich am »K-Day« keiner verlassen: Polizisten hielten die Massen rund um den Flaggschiffladen an der Oxford Street in Schach. Strikte Regeln wurden angeordnet: Keiner darf mehr als fünf Kate-Artikel kaufen und nicht mehr als acht anprobieren. Verboten ist auch »Flehen, Herumwühlen und Bestechen«. Denn: »Morgen wirst du dafür bloßgestellt«, warnte Topshop im Vorfeld mit Blick auf die zahlreichen Pressefotografen unter den Shoppenden.
Etwa 50 Ideen des 33 Jahre alten Topmodels wurden verwirklicht. Blusen, Westen, Hosen, Kleider und Gürtel kosten bis zu 150 Pfund (225 Euro). Erwartet wird, dass sich viele Artikel später im Internet beim Auktionshaus eBay wiederfinden - zum vielfachen Preis.
Denn alle wollen Moss. Sie scheint wieder so angesagt zu sein wie vor ihrer Zeit als »Kokain-Kate«. »Sie ist mein großes Vorbild«, sagt Valentine. Die 15-Jährige ergatterte als eine der ersten ein Kate-Stück. »Mir war ganz egal, was ich zu fassen bekam. Hauptsache Kate-Mode«, sagt eine andere Kundin. Die Zeitung »Independent« analysierte messerscharf: »Wir alle wollen das bisschen Kate Moss in uns zeigen.«
Der Kate-Hype ist nur ein Ausdruck des Einkaufsfiebers, das derzeit auf der Insel grassiert. Kürzlich trampelten Shopper ihre Mitstreiter zu Boden, als in London ein neuer Laden der Billig-Modekette Primark eröffnete. »Dieses hysterische Shoppen ist die Angst, nicht dazuzugehören, nicht in die Gesellschaft zu passen«, erklärt Psychologin Cecilia d'Felice: »Viele glauben, wenn sie ein bestimmtes Teil haben, sind sie glücklicher.«
Moss, geboren in einem Vorort Londons und von Calvin Klein bekannt gemacht, soll 4,5 Millionen Euro für ihre PR-Kampagne für das britische Modehaus bekommen haben. Mit einem geschätzten Vermögen von 66 Millionen Euro gehört sie schon jetzt zu den reichsten Briten.

Artikel vom 03.05.2007