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Probleme mit Wildschwein und Nilgans

Kreisjägerschaft »Hubertus-Bielefeld« zieht Jahresbilanz - Waschbär ist heimisch geworden

Von Kendra Taktak (Text und Fotos)
Senne (WB). Zum »Sammeln der Jäger« schallten Jagdhornklänge durch das Forum der Realschule Senne: Die Kreisjägerschaft »Hubertus-Bielefeld« lud ihre Mitglieder zur Jahreshauptversammlung. Mehr als 100 Wald-Kameraden lauschten den Berichten und ehrten außerdem langjährige Mitglieder.

Sowohl Wildschweine als auch Nilgänse haben den Bielefelder Bürgern im vergangenen Jahr so manches Ärgernis bereitet. Das Schwarzwild hat sich im Bereich Bodelschwinghstraße und südlich der Bundesstraße 66 angesiedelt, hinterließ im Herbst und Winter Schäden am Grünland und ist in Sennestädter Wohngebieten sogar bis in die Hausgärten gekommen.
Die Nilgänse, die sich seit mehr als einem Jahr an Bielefelder Gewässern festsetzen, verdrängen heimische Arten auf aggressive Weise: An einigen Teichen in Privatgärten sei beobachtet worden, dass vorher ansässige Enten von Nilgänsen getötet wurden. Seit Dezember sind sie zum Schutz einheimischer Wasservögel zum bejagbaren Wild erklärt worden.
Darüber hinaus hatte Jagdberater Albrecht Henke wenig Neues zu berichten: »In Relation zu den Vorjahren bewegt sich die Anzahl der durch Abschuss, Verkehrsunfälle und Tod in freier Wildbahn verendeten Tiere im Bereich normaler Schwankungen.« Bemerkenswert sei jedoch, dass der Waschbär, der zuvor nur vereinzelt in seinen Statistiken auftauchte, jetzt zum festen Bestandteil geworden ist. »Im vergangenen Jahr wurden fünf Waschbären geschossen und einer überfahren - diese Zahlen zeigen, dass er in der Region heimisch geworden ist.« Eigentlich eine positive Entwicklung, aber: »Für am Boden brütende Vögel stellt der Allesfresser eine ernste Gefahr dar.«
Henke hatte außerdem die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Trophäenschau vorbereitet, anhand derer der Abschussplan überprüft wird. Die Ausstellung umfasste Geweihe von 200 im vergangenen Jahr zur Strecke gebrachten Rehböcken samt ihren Kieferknochen. »An den Zähnen lässt sich das Alter der Tiere bestimmen«, erklärt Henke. Seit 1935 sei die hiesige Population von 0,3 Rehen pro 100 Hektar auf heute 4,6 Rehe pro 100 Hektar angewachsen. »Das Rehwild ist ein typischer Kulturfolger, mit veränderten Umweltbedingungen kommt es gut zurecht«, erklärte der Waidmann.
In einem Vortrag über »Die neue Hygieneordnung« informierte der Veterinär Dr. Michael Schürmann über gesetzliche Änderungen, die den Verkauf von selbst erlegtem Wild betreffen. Alle Jäger, die vor 1987 ihren Jagdschein erworben haben, müssen nun eine Schulung zum Thema Fleischhygiene absolvieren, um ihr Wildbred nach wie vor verkaufen zu dürfen.
Vorsitzender Michael Wadehn ehrte langjährige Mitglieder: Heinz Wolf, Werner Tiekötter, Heinz Prinzensing, Rolf Dickel (alle 25 Jahre); Dr. Werner Seehafer (40 Jahre); Otto Clüsener, Hans Quakernack, Manfred Muche (50 Jahre); Reinhard Schürmann (60 Jahre). Letzterer ist noch immer aktiv: »Ich muss doch im Wald gelegentlich mal nach dem Rechten sehen.«
Aktuell sind 904 Bielefelder im Besitz eines gültigen Jagdscheins. 2006 haben 26 Jungjäger die Jägerprüfung bestanden. Die Jahresschießnadel erlangten 135 Jäger und Jägerinnen. Darüber hinaus sind 25 Hunde in ihren Prüfungen erfolgreich gewesen, sie werden ihren Besitzern auf der Pirsch fortan unentbehrliche Helfer sein. Die Kreisjägerschaft pflegt ihr Brauchtum mit zwei Jagdhornbläser-Korps, »Bielefelder Land« und »Bielefeld-Stadt«, die zusammen 48 aktive Bläser aufweisen.

Artikel vom 01.05.2007