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Anwalt: Geliebte unschuldig

Verteidiger schiebt dem Mordopfer die Schuld zu

Axana P. soll Killer angeheuert haben.

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Axana P. (35), die angeblich das Mordkomplott gegen ihren Geliebten gesponnen hat, soll auf freien Fuß kommen. Das hat ihr Verteidiger Dr. Jürgen Thiel vor dem Landgericht Bielefeld gefordert: »Axana P. hatte kein Motiv.«
Mit diesem überraschenden Antrag wartete der Anwalt der Deutschrussin am Montag vor dem Schwurgericht auf, das die Tötung des Bielefelder Niederlassungsleiters der Reinigungsfirma Piepenbrock verhandelt. Nach Thiels Ansicht trug das Opfer, der 41-jährige Frank Bodo W., die eigentliche Schuld an den Betrügereien zu Lasten des Arbeitsgebers. So habe der Filialleiter, der Vorgesetzter und Lebensgefährte der Angeklagten war, »Frauen aus Osteuropa eingeschleust«. Unterstützung dafür habe er von dem Angeklagten Nikolai W. (38) erhalten. Frank Bodo W. habe dann Scheinarbeitsverträge erstellt, Nutznießer sei er selbst gewesen, behauptete der Verteidiger unter dem Protest von Staatsanwalt Christoph Mackel. »Das erschüttert mich«, erklärte der Anklagevertreter. »Solche Spekulationen sollte man sich auch als Verteidiger ersparen.«
Thiel hatte auch aus einer Aktennotiz zitiert, die derzeit dem Arbeitsgericht Bielefeld vorliegt. Dort klagte die 35-Jährige gegen die fristlose Kündigung, die die Firma Piepenbrock gegen sie ausgesprochen hat. Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht liegt auf Eis, erst soll der Strafprozess entschieden werden. Den Unterlagen zufolge soll man bei der Reinigungsfirma von den Unregelmäßigkeiten gewusst haben, die Scheinarbeitsverträge jedoch toleriert haben. Axana P. habe also keine Entdeckung fürchten müssen, damit fehle ein Motiv für einen Mord. Thiel: »Der Haftbefehl muss aufgehoben werden.«

Artikel vom 01.05.2007