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Der Lehrer und der Schüler-»King«

Sebastian Blomberg im ARD-Film »Guten Morgen, Herr Grothe«


ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr: Eine Haupt- und Realschule mitten im Berliner Bezirk Neukölln, die Schüler sind aufmüpfig, der Lehrer ist im Stress. Aufgabe ist es, eine Art Tagebuch-Text über das eigene Befinden zu verfassen. Ein Schüler liest seinen knappen Absatz vor, in dem er davon berichtet, dass er Spaghetti mag und den Fußball aufgegeben hat. »Was hältst davon, Nico?«, fragt Lehrer Grothe (Sebastian Blomberg) einen anderen Schüler. »King«, antwortet Nico (Ludwig Trepte) provozierend zugleich im Film »Guten Morgen, Herr Grothe«.
Der WDR hat einen sozialkritischen Film mitten in Berlin gedreht, wo auch der Standort der viel diskutierten Rütli-Schule ist. Die Geschichte spiegelt das schwierige Leben des Lehrers wider: Der 37-Jährige ist allein erziehender Vater, leicht verliebt in eine Kollegin (Nina Kunzendorf), aber im Dauerstress wegen seiner randalierenden Schüler, die einen Multikulti-Mix bilden. Die Situation eskaliert auf einer Klassenfahrt, als Nico seinen Lehrer in eine peinliche Lage bringt.
Drehbuchautorin Beate Langmaack lebt selbst mit einem Schulkind zusammen, wie sie sagt. »Ausgangspunkt war für mich die Frage: Welche Menschen leben hinter und mit diesem Stigma Haupt- und Realschule?«. Neben der thematischen Sorgfaltspflicht habe sie sich vom Faktenzwang befreien müssen, um in der Geschichte wieder zu ihren Figuren zu kommen. Die Menschen im Film waren vielleicht 14 und 15 Jahre alt, der Regisseur musste die Rollen mit Laien besetzen. »Reizvoll daran ist die Ehrlichkeit ihres Spiels, die Unmittelbarkeit ihrer Reaktion und die Nähe zu den Figuren«, sagt Kraume.

Artikel vom 01.05.2007