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Israel

Ellenlange Fehlerliste


Vorweg: Bei nicht einem der hasserfüllten Gegner Israels wäre eine solche Untersuchung vorstellbar. Eine Jury, die Regierungshandeln, gar den Beschluss zu einem Feldzug unabhängig prüft, ist im arabischen Raum undenkbar.
Israel hält sich für moralisch höher stehend. Deshalb muss sich dessen Regierung auch dem vernichtenden Urteil über den Libanon-Krieg stellen. Die Soldaten seien überstürzt, schlecht organisiert, mit unklaren Zielen und von »Schwächen im strategischen Denken« begleitet in den Kampf geworfen worden, heißt es in dem brisanten Papier, das das kleine Land noch lange in Atem halten wird. Die Liste der von Ministerpräsident Ehut Olmert im Kampf gegen die Hisbollah gemachten Fehler ist schier ellenlang.
Vor allem: Die Regierung hat ihrem kriegslüsternen Volk im Juli 2006 viel zu viel versprochen. Weder wurden die zwei verschleppten Soldaten befreit noch konnte die Hisbollah ernsthaft geschwächt werden. Fast scheint es so, als sei deren Rückhalt im innerlich zerrissenen Libanon sogar gestärkt worden.
Mehr noch: Der Mythos von der extrem hohen Kampfkraft, von der scheinbar unbesiegbaren israelischen Armee wurde verspielt. Jetzt weiß jeder Straßenjunge in Gaza und anderswo, dass leichte Raketen die Nadelstiche der Neuzeit sind.
Außerdem: Wut im Bauch ist die denkbar schlechteste Grundlage für Kabinettsbeschlüsse.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 01.05.2007