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»Max« als Helfer im Alltag

Vortrag beim Deutschen Schwerhörigenbund

Schildesche (bri) Die Fragen waren zahlreich an diesem Nachmittag. Der Bielefelder Ortsverband des Deutschen Schwerhörigenbundes (DSB) hatte am vergangenen Samstag Prof. Dr. Ipke Wachsmuth von der hiesigen Universität zu einem Vortrag über Kommunikation und künstliche Intelligenz eingeladen.

Die Vorträge im Hörgeschädigtenzentrum an der Kurzen Straße finden regelmäßig jede Woche statt. Seit zwei Jahren ist der Ortsverband des DSB mit einem Beamer ausgestattet, der die Visualisierung von Informationen gestattet. Zudem sorgt eine Theateranlage mit fünf Mikrophonen und einem Empfänger für jeden Teilnehmer dafür, dass alle dem Vortrag gut folgen können.
In seinem Vortrag stellte Prof. Wachsmuth »Max« vor, den »Agenten in der virtuellen Welt«, wobei Max kein Agent im Sinne eines Spions ist, sondern als Beauftragter von jemandem handeln soll. Max ist das Ergebnis der bisherigen Forschungen im Bereich »Wissensbasierte Systeme« (Künstliche Intelligenz) der Technischen Fakultät der Bielefelder Universität.
Er solle als gezielter Informationsvermittler dienen, erklärt Wachsmuth seine Vorstellung von Max in der Zukunft. Wenn man niemanden habe, den man frage könne, könnte Max als Ansprechpartner dienen. Max in seiner menschenähnlichen Erscheinung, seinem Verständnis der an ihn gerichteten Fragen und seiner (synthetischen) Stimme könnte hier eine Hilfe darstellen. Eben jene Stimme war es allerdings am Samstag, die den Anwesenden Schwierigkeiten bereitete. Die Empfänger konnten sie nicht erfassen. Alles, was Max von der Leinwand herunter berichtete war für die Anwesenden nur zu verstehen, wenn am unteren Rand Untertitel erschienen.
Die Möglichkeit, sich mitzuteilen, betrifft nicht nur Stimme und das Sprechen. Erst im Zusammenspiel mit Mimik und Gestik als nonverbaler Art der Kommunikation entsteht eine robuste und intuitive Verständigung, weshalb Max mit seiner menschenähnlichen Erscheinung als geeigneter Ansprechpartner erscheinen könnte. Hermann Aufderheide, Vorsitzender des Bielefelder Ortsverbandes des DSB, bestätigte in diesem Zusammenhang, er könne sich zwar einen Max für den privaten Gebrauch nicht vorstellen, sehr wohl aber als Helfer im Alltag, etwa am Fahrkartenschalter.
Die Bedürfnisse Schwerhöriger berücksichtigend sollten jedoch immer Untertitel eingeblendet werden - eine Kritik, die Prof. Wachsmuth auf eine noch ganz andere Idee brachte. Schon lange bestehe die Anfrage des Museums, ob Max nicht Englisch sprechen könnte. Da eine neue Klangsynthese aber extrem aufwendig wäre, wären zunächst vielleicht nur englische Untertitel die Lösung des Problems. »Das nehm ich mal so mit«, freut sich Wachsmuth am Ende. Und auch Hermann Aufderheide zeigt sich zufrieden. Denn in Anbetracht dessen, dass es in Zukunft vielleicht immer mehr schwerhörige Menschen geben wird, sei es wichtig, auf die Bedürfnisse dieser Gruppe hinzuweisen. Und dann könne Max ein noch besserer Helfer sein.

Artikel vom 04.05.2007