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Oettinger hätte besser schweigen sollen

Filbinger war als Ex-Marinerichter umstritten

Günther Oettinger hat sich von der Einstufung seines Amtsvorgängers Filbinger als einen Gegner des Nationalsozialismus distanziert. Er halte seine Formulierung nicht aufrecht. Foto: dpa

Zur Affäre Oettinger:
Günter Oettinger wollte seine Trauerrede zum Gedenken an Hans Filbinger gemäß dem Wort »Über die Toten nichts, wenn nichts Gutes« halten. Nun war der Verstorbene zwar in der Bundesrepublik ein in der damaligen Zeit verdienter Ministerpräsident, als ehemaliger Marinerichter im Nationalsozialismus aber auch höchst umstritten. Es kam also einer Gratwanderung gleich, allen, auch der Familie des Verstorbenen, gerecht zu werden. Sollte er in seinem Nachruf sagen, dass der Verstorbene »ein sadistischer Nazi« (Rolf Hochhuth) war? Schwierig, aber durch seine allen Fakten widersprechende Lobpreisung des Hans Filbinger hat er genau das Gegenteil dessen erreicht, was er eigentlich wollte. Hier hätte er also eigentlich schweigen sollen.
Shakespeare lässt Mark Anton am Grab Julius Cäsars sagen: »Das Schlechte, das Menschen tun, überlebt sie, das Gute wird oft mit ihnen begraben.« Genauso ist es jetzt gekommen, die Debatte aus den 1970er Jahren ist wieder aufgeflammt. Man sieht, wie schwer wir Deutschen uns auch 62 Jahre nach Kriegsende mit der Aufarbeitung unserer Geschichte tun.
Oettinger und seine Berater hätten wissen müssen, welch ein Sturm der Entrüstung auf eine solche geschichtsverfälschende Aussage in der Öffentlichkeit entstehen würde. Der Druck der Öffentlichkeit hat ihn dann ja auch wohl dazu gebracht, das so nicht stehen zu lassen. Er musste sie zurücknehmen und sich entschuldigen. Er hat es getan, ob auch aus eigener Einsicht, mag dahingestellt bleiben.
Leider zeigte sich aber auch hier nur einmal mehr, dass bei aller berechtigten Kritik gewisse Kreise in Politik und Medien solche Affären begierig zum Anlass nehmen, daraus ihren politischen Vorteil zu ziehen. Man kann durchaus Zweifel haben, inwieweit Leute wie Ute Vogt, Claudia Roth oder Hubertus Heil - um nur drei Namen zu nennen - und viele andere sich tatsächlich so tief getroffen gefühlt haben, wie sie vorgaben. Denn sie hielten das Thema immer noch hoch, als Oettinger sich öffentlich entschuldigt hatte.
EGON A. BUCHHOLZ32049 Herford

Artikel vom 03.05.2007