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»Tornado«-Zwischenfall
beunruhigt die Luftwaffe

Materialermüdung? Spekulationen über Unfallursache

Von Friedrich Kuhn
Berlin (ddp). Die Luftwaffe ist über den ersten Zwischenfall mit einem ihrer »Tornados« in Afghanistan beunruhigt.
Seit 26 Jahren bei der Luftwaffe im Einsatz: Tornado-Kampfflugzeuge.

Nachdem das Bugfahrwerk der Maschine am Samstagmorgen bei der Landung auf dem Stützpunkt Mazar-i-Sharif abgerissen war, äußerten Luftwaffenkreise in Berlin eine »gewisse Sorge, weil der Tornado eben nicht mehr ganz taufrisch« sei. Trotz aller Modernisierungsmaßnahmen könne sich »in Teilen der Flugzeuge eine Materialermüdung eingeschlichen haben«, hieß es. Die »Tornados« sind jetzt 26 Jahre im Einsatz. Sie gelten allerdings seit jeher als zuverlässig und technisch sowie fliegerisch »absolut ausgereift«, wurde ausdrücklich von Luftwaffenoffizieren unterstrichen.
Mit Nachdruck wurde von den Offizieren auch erklärt, dass die Maschinen vor ihrem Abflug von ihrem Stationierungsort Jagel in Schleswig-Holstein an den Hindukusch auf »Herz und Nieren« überprüft worden seien. Im Einsatz in Afghanistan kümmern sich 200 Soldaten um die Jets. Der Wartungstakt wurde für den Afghanistan-Einsatz noch verdichtet, insbesondere die Triebwerke werden häufiger kontrolliert.
Bevor die Einsatzflüge in Afghanistan begannen, hatte der Absturz eines »Tornados« am 12. April bei einem Routineflug in der Schweiz die Luftwaffe aufgeschreckt. In ungewohnt niedriger Höhe war der Pilot in das Lauterbrunnertal eingeflogen und war auf das Ende des Tals zugesteuert. Die Maschine zerschellte an einer Felswand. Der Pilot kam ums Leben. Der Waffensystemoffizier überlebte.
Durch Abstürze oder Unfälle am Boden gingen seit der Einführung der »Tornados« 1981 40 Maschinen verloren. 35 Offiziere kamen dabei ums Leben. Die »Tornados« haben nach Angaben der Bundeswehr bislang weit mehr als eine Million Flugstunden absolviert. Ihre Unfallquote liegt nach Aussage von Experten unter dem Durchschnitt vergleichbarer Kampfflugzeuge wie den amerikanischen F 16 und F 18.
Der Vorgänger der »Tornados«, der »Starfighter«, fiel häufiger vom Himmel. Von den seinerzeit 917 beschafften »Starfightern«, die von 1960 bis 1991 im Dienst der Luftwaffe waren, stürzten 269 ab. 110 Piloten verloren ihr Leben. Den »Starfightern« wurden hauptsächlich technische Mängel und Umwelteinflüsse wie Gewitter oder Vogelschwärme zum Verhängnis.

Artikel vom 30.04.2007