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Prophetenleben
voller Dramatik

Der Oratorienchor singt »Elias«

Von Ruth Matthes
Bielefeld (WB). Felix Mendelssohn Bartholdys Chorwerk »Elias« gilt als das herbe, alttestamentliche Gegenstück zu seinem ebenso beliebten, jedoch weit lyrischer angelegten Werk »Paulus«.

So waren es denn auch die markanten, dramatischen Passagen aus dem Leben des Propheten, mit denen der Oratorienchor der Stadt Bielefeld und die Bielefelder SingschulÔ am Samstagabend bei ihrem Konzert in der Oetker-Halle besonders glänzten.
Der stimmgewaltige Chor aus 160 Sängerinnen und Sängern, der von den Bielefelder Philharmonikern routiniert begleitet wurde, hatte an diesem Abend gleich mehrere Rollen zu verkörpern. Er stellte die Propheten Baals ebenso wie die bekennende Gemeinde dar, war in die Handlung verwoben, kommentierte das Geschehen jedoch auch. Mit einem mächtigen Hilferuf stiegen die Sänger in den ersten Chor ein und ebenso eindrucksvoll, mit einer beweglich gestalteten, kraftvollen Fuge, beendeten sie zweieinhalb Stunden später das Werk.
Chorleiter Hartmut Sturm dirigierte sehr zügig. Im zackigen Rhythmus und voller Energie drohte der Chor Elias »Wehe ihm, er muss sterben«. Rasant ließ er nach der langen Trockenheit die »Wasserströme« wieder »brausen«. Etwas mehr Ruhe zum Aussingen der wunderschönen Melodie hätten die Sänger jedoch bei ihrem Satz »Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir« gebrauchen können.
Viel Wert auf dynamisch abwechslungsreiche Gestaltung hatte Sturm unter anderem beim Chor »Aber der Herr sieht es nicht« gelegt. Der Text war besonders in den Szenen sehr durchdacht gestaltet, in denen die Sänger im Wettstreit mit Elias ihren Gott Baal um Feuer anflehten und von der Erscheinung Gottes im sanften Säuseln berichteten. Etwas störend für den ansonsten harmonischen Gesamtklang des Chores war der Übereifer eines Tenores, der wiederholt zu früh einsetzte.
Einen hervorragenden Eindruck machte Solist Markus Krause, der mit seinem sonoren Bass einen vielschichtigen Elias verkörperte, der ebenso energisch gegen die Sünder wetterte wie er andächtig um Regen bat. Klanglich wie interpretatorisch überzeugend war auch Sopranistin Traudl Schmaderer als Engel und Witwe. Mit warmem, aber nicht ganz so durchdringendem Alt stellte Annette Küttenbaum sowohl die rachsüchtige Königin als auch einen Engel dar. In den Höhen recht blass blieb Tenor Christoph Rösel als König Ahab und Obadjah. Sarah Kuffner (Sopran) wurde mit ihrem starken opernhaften Tremolo der Rolle des Knaben wenig gerecht.
Zu den schönsten Momenten des Abends gehörten die Duette zwischen Instrumental- und Gesangs-solisten, wie das Zusammenwirken von Altstimme und Flöte in »Sei stille dem Herrn« und von Bass und Oboe im Arioso »Ja, es sollen wohl Berge weichen«. EliasÔ lyrische Arie »Es ist genug« wurde von den Celli mit süffigen Tönen begleitet.
Die Konzertbesucher, unter denen als Ehrengäste auch die beiden Vorgänger Hartmut Sturms, Horst Henke und Engelbert Buhr waren, bedankten sich mit kräftigem Applaus bei den Musikern und Sängern.

Artikel vom 30.04.2007