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Champagnerfrühstück ade!

Das »Café Wunderbar« schließt am 1. Mai die Pforten

Von Jürgen Rahe
Bielefeld (WB). Einer der angesagtesten Gastro-Betriebe Bielefelds, das »Café Wunderbar«, schließt am 1. Mai seine Pforten. 18 Jahre lang ließen es sich die Gäste hier gut gehen.

Der wohl entscheidende Grund für das überraschende Aus ist das Fehlen eines Biergartens. Wie Betreiber Savvas Tsitiridis (46) sagt, gibt es am Standort des Lokals, an der Arndtstraße 21/Ecke Große-Kurfürsten-Straße, keine Möglichkeit, eine solche Einrichtung zu schaffen. »Als ich hier begann, gab es drei Wochen Biergartenwetter im Jahr. Heute sind es gut und gerne schon fünf Monate.«
Der zuletzt hierzulande so viel diskutierte Klimawandel trifft also Tsitiridis voll. Bei schweißtreibenden Temperaturen zieht es die Menschen eben in schattige Plätzchen im Freien, und da kann ein Gastronom ohne Biergarten schon ziemlich alt aussehen. Ein Familienbetrieb könne solch eine »Durststrecke« möglicherweise noch überstehen, fügt der gebürtige Grieche hinzu. Aber er habe im »Café Wunderbar« nun mal auch Personal zu beschäftigen.
Tsitiridis hatte nach eigenen Angaben bis zuletzt versucht, das Blatt zu wenden und alte Verträge mit der Brauerei den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Man hätte für die Luftzufuhr neue verschiebbare Fenster einbauen können, sagt der Wirt. »Aber die Brauerei macht nichts. Und diese Hinhaltetaktik bin ich jetzt leid.«
Am heutigen Montag ist also das Finale im »Café Wunderbar«, was insbesondere Stammgäste bedauern. Gerne erinnert man sich vor allem an die Glanzzeiten des Lokals - in den 90er Jahren. Da machte der Gastro-Betrieb im Bielefelder Westen, in dem auch viel Prominenz aus Sport, Kultur und Wirtschaft verkehrte, mit einem exquisiten Champagnerfrühstück auf sich aufmerksam. Ende und vorbei. Gut ins Bild passt ebenfalls die Währungsumstellung auf Euro: die hat sich - ähnlich wie bei anderen Gastro-Betrieben - im »Café Wunderbar« nachteilig auf den Umsatz ausgewirkt.
Koch Nico Gotthardt (20), der seit zwei Jahren im »Café Wunderbar« für die kulinarischen Genüsse sorgt, wäre gern geblieben, und er meint: »An der Qualität kann es bei uns nicht liegen. Die stimmt hier wie am ersten Tag.« Gotthardt selbst, der sein Handwerk im renommierten griechischen Restaurant »Pallas Athene« erlernte, kann sich immerhin freuen: Er hat schon einen neuen Arbeitsplatz im »Casino« an der Bleichstraße 41.

Artikel vom 30.04.2007